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Bundesmitgliederversammlung 2007

Termin:  30.05. 02:00 Uhr - 02.06.2007 02:00 Uhr
Ort: Koblenz

Impressionen von der Veranstaltung

Dipl.-Ing. Tilo Groß (Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz) hat in einer Diashow die schönsten Momente der Veranstaltung zusammengestellt.

<link uploads media bmv_2007_koblenz_diashow.exe external-link-new-window externen link in neuem>Download der Diashow (ca. 14 MB) ...

Bundesweit beste Diplomarbeit ausgezeichnet
Berufsverband würdigt junge Hochschulabsolventen

KOBLENZ (VDV) - Der diesjährige VDV-Preis für die bundesweit beste Diplomarbeit im Bereich Vermessung/Geoinformation wurde am 1. Juni 2007 anlässlich der VDV-Bundesmitgliederversammlung im Koblenzer Mercure-Hotel verliehen. Ursula Mogg, Mitglied des Deutschen Bundestages, hielt die Laudationes und überreichte die Urkunden.

Der VDV-Preis wird einmal jährlich vom Verband Deutscher Vermessungsingenieure e.V. (VDV) für eine herausragende Diplomarbeit verliehen. Die eingereichten Arbeiten sollen für die Entwicklung des Vermessungswesens oder der Geoinformatik in Theorie und Praxis von Bedeutung sein und das breite Arbeitsfeld der Ingenieure dokumentieren. Für den Wettbewerb stehen drei Preise im Gesamtwert von 5.000 € zur Verfügung. Der VDV ist mit ca. 7000 Mitgliedern die größte berufspolitische und fachbezogene Vertretung der Vermessungs- und Geoinformationsingenieure in Deutschland.

Der Inhalt der gewürdigten Diplomarbeiten in Kurzform:

 

1. Preis / 2500,- Euro / Dipl.-Ing. Pascal Neis
Routenplaner für einen Emergency Route Service auf Basis der OpenLS Spezifikation

Damit Einsatzkräfte im Notfall möglichst schnell zu ihrem Einsatzort kommen, ist ein Routenplaner von sehr hoher Bedeutung. Nur was ist zu tun, wenn die Fahranweisungen die Lebensretter geradewegs in ein nicht passierbares Gebiet oder auf eine nicht befahrbare Straße führen (z.B. wegen Überflutung, Verschüttung, Absperrung etc.). Da Katastrophen nicht vor administrativen oder organisatorischen Grenzen halt machen, ist es sinnvoll, Systeme zu entwickeln, die möglichst weitgehend auf Basis offener Standards realisiert werden. Dies ist mit der von Herrn Neis eingereichten Arbeit vorbildlich gelungen. Die Diplomarbeit ist in zwei Teile gegliedert:

  • Entwicklung von Java-Klassen (= Programme in einer speziellen Programmiersprache), mit welchen es möglich ist, den eigens für Notfall- und Einsatzkräfte ausgelegten Routenplaner zu erstellen und somit Routen unter Berücksichtigung von gesperrten Bereichen suchen kann.
  • Implementierung der OpenLS Route Service Spezifikation, um die entwickelten Programmteile als Web-Service nutzen zu können.

Der Schwerpunkt der Arbeit lag dabei auf der Erstellung eines Web-Services, der zur Lösung des erwähnten Problems für Einsatzkräfte beiträgt, als Grundlage wieder verwendbar ist und in dem verschiedene Anwendungsteile austausch- und erweiterbar sind. Bei der vorgelegten Diplomarbeit, die von der Jury als sehr herausragend beurteilt wurde, handelt es sich (soweit Kenntnisstand) um die erstmalige fast vollständige Open Source Implementierung der "Open Location Services (Open LS)" Spezifikation Version 1.1. Die Ergebnisse der Diplomarbeit haben die Erwartungen der Prüfer weit übertroffen. Die Arbeit weist zudem eine beeindruckend große Bandbreite aktueller Themen auf, aus denen bereits Folgearbeiten und mehrere Publikationen entstanden sind.

Dipl.-Ing. Pascal Neis ist Absolvent der Fachhochschule Mainz.

2. Preis / 1500,- Euro / Dipl.-Ing. Folkmar Bethmann
Geometrische Modelle zur 3D-Auswertung von Videosequenzen in Rohrleitungen

Globale Pipelinesysteme sorgen tagtäglich für eine effiziente Verteilung von Energiekapazitäten und damit für die weltweite Absicherung des Primärenergiebedarfs. Die Verwendung hoher Nenndrücke für den Transport flüssiger oder gasförmiger Medien führt zu einer hohen Beanspruchung des Pipelinematerials, Bewegungen des Erdreiches und Arbeiten im Tiefbau stellen ein besonderes Gefährdungspotential für die Pipeline dar. Zur Maximierung der Betriebssicherheit und zur Minimierung der Gefährdung für Mensch und Umwelt sind regelmäßige Inspektionen erforderlich.

In Ergänzung zu bereits einsatzfähigen, meist auf komplexen physikalischen Verfahren beruhenden und oft sehr teuren Inspektionen wird in der vorliegenden Diplomarbeit die Möglichkeit des Einsatzes von Methoden der Nahbereichsphotogrammetrie zur optischen Inline-Inspektion für Leitungen mit transparenten Medien untersucht. Herr Bethmann hat hierfür die Verfahren entwickelt und analysiert, die auf der Basis von Videobildsequenzen eine räumliche Vermessung der Pipeline-Innenfläche zulassen. Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines Konzeptes für die reale Umsetzung in Pipeline-Molchen, die vom Projektpartner der Diplomarbeit vorwiegend in Gas-Pipelines eingesetzt werden. Anwendungsgebiet ist die 3D-Detektion von Schadstellen und Deformationen sowie die 3D-Vermessung von Installationen. Durch praktische Versuche wurden die von Herrn Bethmann entwickelten Konzepte umgesetzt und verifiziert, die Machbarkeit nachgewiesen und wertvolle Hinweise für die reale Umsetzung gegeben.

Das gestellte Thema geht inhaltlich und im Schwierigkeitsgrad deutlich über das hinaus, was Studierende der Fachrichtung Vermessungswesen standardmäßig erlernen. Neben der Einarbeitung in eine komplexe Materie, neue Anwendungsgebiete (Pipelinebau), dem Studium wissenschaftlicher Literaturquellen und der erfolgreichen Lösung praktischer Aufgabenstellungen hat Herr Bethmann eine hervorragende Arbeit angefertigt.

Dipl.-Ing. Folkmar Bethmann ist Absolvent der Fachhochschule Oldenburg/ Ostfriesland/Wilhelmhaven.

3. Preis / 1000,- Euro / Dipl.-Ing. Simone Morlock
Techniken der 3D Visualisierung - Durchführung und Analyse

In der PKW-Fertigungsoptimierung können Passungenauigkeiten beim Zusammenwirken der Bauteile und Prozesse oftmals nicht frühzeitig erkannt werden. Als Abhilfe soll der virtuelle Zusammenbau zum Einsatz kommen. Im virtuellen Zusammenbau werden formbeschreibende Datensätze zusammengefügt. Dadurch entstehen viele Möglichkeiten, um Bauteile auf ihre geometrischen Probleme zu analysieren. Simulationen von Bauteilkombinationen anhand von Realdaten, wie zum Beispiel die Dichtigkeit oder die optimierte Einpassung, lassen sich bisher ohne den virtuellen Zusammenbau nicht darstellen. Die vollständige Beschreibung der Bauteile anhand von Flächendaten ermöglicht viele Analysen und Visualisierungen.

Das Ziel der Diplomarbeit war es, ein Systemkonzept zu entwickeln und zu beschreiben, um virtuelle Bauteile aus Messdaten und deren Ergänzungen aus CAD-Modellen und Spezifikationen zusammenzusetzen, zu variieren und zu analysieren. Zusätzlich sollen die daraus resultierenden Ergebnisse in einem interaktiven 3D-Messbericht bereitgestellt werden. Ein weiteres Ziel war es, eine geeignete Organisationsstruktur für die Flächenmessdaten und die dazugehörigen Soll-Daten darzustellen, da bisher noch keine zentrale Datenverwaltung existiert.

Die Schwerpunktthemen der Arbeit liegen in der Datenlogistik und den Analysemethoden im virtuellen Zusammenbau. Die Arbeit zeigt aber nicht nur das Konzept und den Aufbau des Systems zum virtuellen Zusammenbau auf, sondern weist auch nach, dass das erstellte System praktisch einsatzfähig ist. An drei Anwendungsbeispielen werden die Analysemöglichkeiten vorgestellt.

Frau Morlock hat sich an ein Thema herangewagt, das zwar nicht fachfremd ist aber doch am äußersten Rand unseres Fächerspektrums liegt. Außerdem hat sie ein Thema gewählt, das sehr schwierig, umfangreich und komplex ist und außerdem in erhöhtem Maße die Gefahr in sich barg, dass eine praktikable Lösung nicht gefunden wird. Mit großer Zielstrebigkeit hat sie die gestellte Aufgabe hervorragend gelöst. Nicht zuletzt solche hervorragenden Leistungen wie die von Frau Morlock sind der Grund dafür, dass Vermessungsingenieure in der industriellen Messtechnik Fuß fassen können.

Dipl.-Ing. Simone Morlock ist Absolventin der Hochschule für Technik Stuttgart.