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20 Jahre VDV-Landesverband Thüringen u. Landesmitgliederversammlung

Termin:  24.04.2010 10:30 - 19:00 Uhr
Ort: Kunst- und Senfmühle, Kleinhettstedt 44, 99326 Ilmtal

 

 

 

 

Landesverbandstag 2010 - Fachveranstaltung und Mitgliederversammlung

 

Am 24. April fand der Landesverbandstag in der Kunst- und Senfmühle Kleinhettstedt im Ilm-Kreis statt. Nach interessanten Fachvorträgen am Vormittag wurde auf der Mitgliederversammlung der Landesvorstand neugewählt.

 

Bei herrlichem Frühlingswetter waren, für thüringische Verhältnisse zahlreiche Mitglieder und Gäste der Einladung gefolgt. Vom VDV-Präsidium waren Vizepräsident Meyer-Dietrich und Geschäftsführer Burkhard Kreuter schon am Vorabend in Thüringen angereist. Der Veranstaltungsort Kleinhettstedt gehört zur Einheitsgemeinde Ilmtal, im Ilm-Kreis gelegen zwischen Weimar und Ilmenau. Bekannt ist der Ort durch die Kunst- und Senfmühle. Neben der Senfproduktion in traditioneller Weise bietet die Mühle ein vielfältiges touristisches Angebot von Gastronomie, Ferienwohnung, Hofladen und Besichtigung.

 

Fachprogramm

1. Vortrag: Die Realisierung des ETRS89/UTM in Thüringen

In dem ersten Fachvortrag erläuterte Dipl.-Ing. Wolfgang Oschatz (Dezernat Geodätische Grundlagen, Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation) sehr anschaulich die Ausgangssituation und die Notwendigkeit eines neuen einheitlichen Raumbezuges und Abbildungsverfahrens in Europa. Die AdV beschloss 1995 für die Verebnung der ETRS89-Koordinaten das Abbildungssystem der Universalen Transversalen Mercatorprojektion (UTM) einzuführen.
UTM ist wie die Gauß-Krüger-Abbildung (GK) winkeltreu. Die Streckenverzerrung ist wegen der 6° breiten Streifen größer als bei GK. Zur Kompensation der Streckenverzerrung wurde ein international einheitlicher Maßstabsfaktor von 0,9996 eingeführt. Eine auf dem Mittelmeridian gemessene 1 km-Strecke wird somit um 40 cm verkürzt abgebildet. Im Abstand von ca. 180 km vom Mittelmeridian ist die Streckenverzerrung Null (etwa die Linie Apolda-Jena-Pößneck). Thüringen liegt überwiegend in der UTM-Zone 32 mit dem Mittelmeridian 9°. Die Abbildung erfolgt auf einen Schnittzylinder. Als Referenzfläche dient das geozentrische Ellipsoid GRS80.
Mit Inkrafttreten des Thüringer Vermessungs- und Geoinformationsgesetzes am 01.01.2010 wird der schrittweise Aufbau eines Koordinatenkatasters betrieben. Seitdem erfolgen Liegenschaftsvermessungen im ETRS89/UTM. Bei Vorliegen von PD83-Koordinaten sprach der Referent von einem koordinierten Kataster. Die Überführung der ALK nach ETRS89/UTM erfolgt zusammen mit der Migration nach ALKIS®. Bis dahin wird die ALK weiterhin im PD83/GK geführt und an die Nutzer abgegeben.

 

2. Vortrag: 15 Jahre Ingenieurkammer Thüringen – Ein berufpolitischer Rückblick

Den zweiten Vortrag hielt Dipl.-Ing. Gunter Lencer (1. Vizepräsident der Ingenieurkammer Thüringen, ÖbVI).
Er schilderte die Gründungsbemühungen seit dem Wendejahr 1989, die im Juli 1994 zur Gründung der Ingenieurkammer Thüringen als Körperschaft des öffentlichen Rechts, zunächst für beratende und bauvorlageberechtigte Ingenieure, im Freistaat Thüringen führten.
Waren die Anfangsjahre der Ingenieurkammer noch von berufspolitischen Aktivitäten zur Schaffung eines tragfähigen Berufsrechts für freiberufliche Ingenieurbüros geprägt, verlagern sich nun, nach 15-jährigem Bestehen der Kammer, die aktuellen Schwerpunkte auf den Erhalt der Grundpfeiler der Berufsausübung (Honorarordnung, Steuergerechtigkeit und Arbeitsrecht).
Herr Lencer warb für Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis Vermessung in der Ingenieurkammer und dem VDV, um so Kräfte zu bündeln und berufspolitisch dem Vermessungswesen mehr Gewicht zu verschaffen.

 

Rahmenprogramm

 

Zwischen den Vorträgen informierte der Mühleneigner Friedrich Morgenroth die Teilnehmer über die Geschichte der seit 1732 in Familienbesitz befindlichen Mühle. Sie wurde früher als Getreide-, Öl-, Gips-, Senf- und Sägemühle betrieben.
Das unter Denkmalschutz stehende Gesamtensemble, mit seiner Mühleneinrichtung mit 18 Walzenstühlen als Herzstück, wurde nach der Einstellung des Mahlbetriebes 1990 und dem Aufbau der traditionellen Senfmüllerei seit 1999 wieder mit Leben erfüllt. Friedrich Morgenroth führte die Mühle als Angestellter in einem Volkseigenen Betrieb (VEB), in der Zeit der zwangsweisen Verstaatlichung seit den 1970-er Jahren, weiter. Seine Familienangehörigen nannten mit VEB „Vaters ehemaligen Betrieb“. Nach der Wende kämpfte er mit Erfolg um den vertretbaren Rückkauf seiner Mühle.
Die Teilnehmer nutzen die Gelegenheit für individuelle Rundgänge. Der „Mühlenladen“ lud ein zur Verkostung und zum Kauf des hausgemachten Senfes, der in ca. 1 Dutzend Variationen Liebhaber in ganz Deutschland, in Europa und in Übersee gefunden hat. Auf Grund des großen Besucherandranges bot sich leider keine Gelegenheit mehr für einen geführten Rundgang.

 

 

 

Mitgliederversammlung

Auf der Mitgliederversammlung am Nachmittag wurden nach dem Berichten des Landes-vorstandes zwei VDV-Mitglieder geehrt:
Für langjährige Mitgliedschaft im VDV und persönliches Engagement für den Landesverband wurden Elisabeth Groos (>25 Jahre Mitgliedschaft) und Prof. Willfried Schwarz (>40 Jahre VDV-Mitgliedschaft) geehrt. Frau Groos hat bei vielen Stellungnahmen zur Vermessungsgesetzgebung entscheidend mitgewirkt. Herr Prof. Schwarz ist seit Jahren Initiator und Organisator von herausragenden Fachvorträgen im Rahmen des Geodätischen Kolloquiums an der Bauhaus-Universität Weimar.

Die Neuwahl des Landesvorstandes und der Kassenprüfer ergab folgendes Ergebnis:

 

1. Vorsitzender:Gerald Heilwagen
2. Vorsitzender: 
Torsten Zschech
Schriftführerin:Elisabeth Groos
Schatzmeisterin:
Katrin Dünnebeil
Referent für freien Beruf: 
Falko Hüter
Referent für Bildung:Torsten Zschech
Kassenprüfer:Rainer Pense
Uwe Kowanda

Neu im Vorstand sind Torsten Zschech (Glückauf-Vermessung GmbH Sondershausen) und Elisabeth Groos (Vermessungs- und Katasterverwaltung). Neugewählt wurden ebenso die Kassenprüfer Rainer Pense (ÖbVI) und Uwe Kowanda (Vermessungsbüro Hüter). Katrin Dünnebeil, bisherige kommissarische Schatzmeisterin, tritt die Nachfolge von Frau Gisela Conrad-Fleischmann an, die das Ehrenamt seit der Gründung des Landesverbandes inne hatte. Zum Ende des Landesverbandtages bedankte sich der Landesvorsitzende für die Wiederwahl sowie die Hilfe und Unterstützung bei der Vorbereitung der Veranstaltung.  

 

Gerald Heilwagen