Vom 4. bis 10. Mai 2025 fand in Rabat, der Hauptstadt Marokkos, das 37. International Geodetic Student Meeting (IGSM) statt. Studierende von 34 Universitäten kamen zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Geodäsie auszutauschen, fachliche Vorträge zu hören, Workshops zu besuchen und länderspezifische Perspektiven einzubringen. Die Veranstaltung wurde von einem engagierten Team marokkanischer Studierender organisiert und bot eine vielseitige Mischung aus wissenschaftlichem Input, interkulturellem Austausch und landestypischer Gastfreundschaft.
Ankunft und erster Eindruck (04.05.2025)
Die Teilnehmenden konnten ab 12 Uhr im vorgesehenen Hotel Oscar einchecken. Der Aufenthaltsbereich des Hotels stellte die erste Gelegenheit zum Kennenlernen der internationalen Teilnehmenden. Die Unterbringung war einfach, aber ausreichend. Am Nachmittag begaben sich unterschiedliche Gruppen in die Stadt Rabat, um kulturelle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und die ersten Geschäfte zu erkunden.
Auch erste Einkäufe in der Altstadt (Medina) standen an – inklusive erster Versuche im Handeln und Feilschen, was sich in den kommenden Tagen bei einigen Teilnehmenden noch zugunsten des eigenen Geldbeutels verbessern sollte.
Abends fand ein gemeinsames Abendessen im Hotel statt, bei dem traditionelle marokkanische Speisen gereicht wurden. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, den Abend ausklingen zu lassen und weitere Kontakte zu knüpfen oder bestehende zu feiern.
Eröffnungsveranstaltung und interkultureller Austausch (05.05.2025)
Der Tag begann mit einem reichhaltigen Frühstück, das unter anderem Msemen oder Baghrir (unterschiedliche marokkanische Pfannkuchen) sowie anderen Süßgebäcken, Auberginen mit Käse und frischem Minztee umfasste. Gegen 9:30 Uhr wurde das IGSM 2025 offiziell eröffnet. Vertreter der Universität Rabat begrüßten die Gäste mit herzlichen Reden. Im Anschluss präsentierten sich einige Sponsoren der Veranstaltung, wie die Fédération Internationale des Géomètres (FIG). Für eine besondere Atmosphäre sorgte eine regionale Musikgruppe, die die Gäste zum Tanzen animierte, gute Laune verbreitete, das Eis brach und einen gelungenen Einstieg in die Konferenz schuf (Bild 1).
Nach dem offiziellen Teil gab es eine Kaffeepause auf dem Campus und das obligatorische Gruppenfoto (Bild 2).
Danach wurden die Teilnehmenden in sieben Gruppen eingeteilt, um den internationalen Austausch besser zu ermöglichen. In diesen fuhr man zum Hassan-Turm, einem bedeutenden historischen Bauwerk mit dem anliegenden Mausoleum von Mohammed V., dem Großvater des heutigen marokkanischen Königs (Bild 3 - Hassan-Turm).
Danach begann die Vorbereitung für das internationale Dinner am Abend. Trotz fehlender Küchenmöglichkeiten gelang es den Gruppen durch gute Vorbereitung oder Improvisationsgeschick, landestypische Gerichte ihrer Herkunftsländer zuzubereiten und Getränke bereitzustellen. Der deutsche Beitrag umfasste unter anderem schwäbischen Kartoffelsalat, Gurkensalat, Rote Grütze, Brot mit Aufstrichen sowie Rohkost und Käse-Spieße.
Der Abend diente dem kulturellen Austausch, er wurde durch musikalische Beiträge und Tänze begleitet und schuf einen unvergesslichen Moment.
Fachliche Beiträge und Posterpräsentationen (06.05.2025)
Am dritten Veranstaltungstag fanden Vorträge und Posterpräsentationen an der gastgebenden Universität statt. Aufgrund organisatorischer Verzögerungen begannen die Programmpunkte erst gegen 11:00 Uhr. Zuvor konnten Interessierte den Campus erkunden und fanden unter anderem Pferde, da die Universität auch ein Agrarwissenschaftlichen Teil anbietet. Im Fokus des Tages standen drei wissenschaftliche Präsentationen:
- Interactive Cartographic Visualization of the Building Age Structure in Zagreb (Josipa Humski & Antonio Gojak; University of Zagreb; Croatia)
- Geo Data Objekt Detektor: AI in Geodesy (Alexander Ram; OTH Amberg-Weiden; Germany)
- Visual Programming and Parametric Tools in Point Cloud Processing (Zoltán Nagy; Budapest University of Technology and Economics; Hungary)
Daran schloss sich eine Postersession an mit folgenden Themen:
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- Interactive Cartographic Visualization of the Building Age Structure in Zagreb (Croatia Iniversity of Zagreb by Josipa Humski and Antonio Gojak)
- Sensitivity analysis of solid-Earth deformation in Antarctica derived by combining geodetic satellite data (TU Dresden von Jacob Klug)
- Investigation of Coseismic Displacement in the Cyclades Region (Senior aus Bulgarien: Petya Angelova-Koevska)
- Sink or Swim – Analysis of Subsidence and Flooding in Areas Affected by Mining Activity in Poland (Poland AGH University of Science and Technology by Karolina Rożek, Filip Frontczak, Agnieszka Malinowska, Bartosz Stypiński)
- Young Geodesy Professionals in German-speaking Countries (KonGeoS-Vorstand Deutschland)
- Determination of calibration corrections for selected invar levelling rods with the use of laser interferometer (Poland Worcław University of Environmental And Life Sciences by Maja Wajs)
- 3D Documentation in Paintings using industrial geodesy (National Technical University of Athens by Stefania Ioannidou)
- Analysis of Observation Noise in a Low-Cost GNSS Receiver (National Technical University of Athens by Hanna Romanik)
- Creation of a geoportal as part of a project studying tap water parameters in Worcław (Poland Worcław University of Environmental And Life Sciences by Antonina Wacławowicz)
- Modern Technologies in the Inventory of Cultural Heritage Sites: A Case Study of the Sukiennice in Kraków (Poland University of Agriculture in Kraków by Katarzyna Szarek)
- Digital 3D models of monuments created using smartphone cameras (Poland University of Agriculture in Kraków by Magdalena Żurawska)
- Creating a Model of Anomalous Gravitational Field Based on GNSS Measurements and Gravimetry Results (Senior aus Bulgarien: Vasil Dimitrov)
- Poster der KonGeoS Nachwuchsumfrage (Bild 4)
Im Anschluss bestand die Möglichkeit, sich bei sportlichen Aktivitäten wie Fußball, Volleyball, Basketball oder Gesellschaftsspielen, wie Schach, Dame oder Monopoly mit anderen Teilnehmenden zu messen und sich dabei in anderem Rahmen besser kennenzulernen sowie auszutauschen. Der Abend bot Gelegenheit zur individuellen Gestaltung, zum Beispiel für einen Besuch der Medina, um zu stöbern oder schön essen zu gehen.
Exkursion zu den Wasserfällen von Akchour und Besuch von Chefchaouen (07.05.2025)
Früh morgens starteten mehrere Busse in Richtung des Rif-Gebirge. Nach einem Zwischenstopp erreichten die Gruppen gegen Mittag die Wasserfälle von Akchour. Obwohl wenig Zeit für eine ausgedehnte Wanderung blieb, wurden alle beeindruckt durch den Anblick der umgebenden Natur. Einige Teilnehmende nutzten die Gelegenheit für ein kurzes Bad im schön kühlen Gebirgswasser.
Anschließend wurde Chefchaouen, die sogenannte „blaue Perle/Stadt“, besucht. Die malerischen Gassen und traditionell blau gestrichenen Häuser sorgten für bleibende Eindrücke. Die Zeit vor Ort wurde zur Erkundung der Stadt und für Einkäufe in lokalen Handwerksläden genutzt. Am späten Abend kehrten die Gruppen nach Rabat zurück (Bild 5).
Workshops und Fachvorträge (08.05.2025)
Der Tag begann mit einem Vortrag von Herrn Rahmouni Yassine zum Thema „Geospatial Technologies – Challenges, Applications, Data Management & Territorial Governance“. Nach einer Pause folgte die Präsentation von Frau Khadija Megharoui zu „GeoAI Supporting Decision-Making“. Im Anschluss fanden in zwei Blöcken insgesamt sechs Workshops statt:
- LIDAR for All – Challenges and Opportunities for the Surveyors of Tomorrow
- 3D City and Digital Twins
- Drones and territorial governance: Toward more accurate and efficient management
- Remote Sensing and Artificial Intelligence: A game-changer for data management
- Precision Agriculture: How AI is transforming the agricultural sector
- IOT servers: The future of smart connectivity and decision making.
Die Workshops behandelten innovative Technologien und ihre zukünftige Bedeutung für die Geodäsie. Teilnehmer*innen konnten sich praxisnah mit aktuellen Anwendungen auseinandersetzen und weiterbilden (Bild 6).
Am Abend wurde die Wahl der Exkursionen für den nächsten Tag durchgeführt. Zur Auswahl standen unter anderem der Besuch des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst, das Währungs- und Zentralbankmuseum sowie Strandaktivitäten. Der Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen in der Universitätsmensa aus.
Exkursionen, Generalversammlung und Gala-Dinner (09.05.2025)
Je nach vorheriger Wahl nahmen die Teilnehmenden an verschiedenen Programmpunkten teil. Der Gruppe, die sich für die Strandaktivitäten entschied, wurde mit Kajak-, Katamaranfahren, Volleyball oder Stand-Up-Paddling ein vielseitiges Programm geboten.
Am Nachmittag folgte die Generalversammlung des IGSM. Zunächst präsentierte Bulgarien (Universität Sofia) einen Rückblick auf das IGSM 2024. Danach stellte Kroatien (Zagreb) das Konzept für das IGSM 2026 vor. Es konnten auch drei neue Universitäten als Mitglieder in das IGSM aufgenommen werden. Die OTH Amberg-Weiden aus Deutschland, die University of Ostrava aus Tschechien und die Erciyes University aus der Türkei. Für die Austragung des IGSM 2027 bewarben sich drei Länder: Deutschland (Stuttgart), Polen (Wrocław) und Bosnien-Herzegowina (Sarajevo). Nach zwei Wahlgängen ging Polen als Gewinner hervor. Abschließend wurden langjährige Teilnehmende für ihr Engagement ausgezeichnet (Bild 7).
Am Abend fand das festliche Gala-Dinner statt. Die Feier wurde in einer stilvollen Location außerhalb der Stadt abgehalten und von musikalischer Unterhaltung begleitet. Nach dem gemeinsamen letzten regionalen Essen wurde bis in die Nacht getanzt und gefeiert (Bild 8).
Abreise (10.05.2025)
Nach dem letzten Frühstück mussten die Zimmer bis spätestens 12:30 Uhr geräumt werden. Damit endete das IGSM 2025 offiziell.
Fazit
Das IGSM 2025 in Rabat überzeugte durch eine gelungene Kombination aus fachlichem Austausch, kulturellem Programm und internationaler Vernetzung. Besonders hervorzuheben sind die thematisch vielfältigen Workshops sowie die praxisnahen Vorträge und Posterbeiträge, die Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Geodäsie der unterschiedlichen Universitäten boten. Auch die Möglichkeit, Technologien wie Drohnen, KI-gestützte Auswertungen in konkreten Anwendungen kennenzulernen, erwies sich als sehr wertvoll.
Darüber hinaus war die Organisation der Konferenz trotz mancher struktureller Herausforderungen insgesamt gut gelungen. Die marokkanische Gastfreundschaft, das interkulturelle Miteinander und die Vielfalt der teilnehmenden Nationen verliehen der Veranstaltung einen besonderen schönen Charakter.
Wir danken von ganzem Herzen beim IGSM dabei gewesen zu sein, eine unvergessliche Woche an Erinnerungen geschaffen zu haben. Wir schätzen die Bemühungen des Organisationsteams, uns das Beste von ihrer Universität und dem Land zu zeigen.
Ein großes Dankeschön gilt auch dem VDV der uns auf dieser Reise unterstütze.
Franz Malte Rauscher und Clara Väth