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VDV Sachsen: Landeskongress 2022

Termin:  24.09. 10:00 Uhr - 25.09.2022 13:00 Uhr
Ort: Oberwiesenthal

Passend zum Tagungsort lautete das Motto der 16. Landesmitgliederversammlung mit Fachtagung:

„Höher geht’s nicht im Freistaat Sachsen – 1.214 m über NN sowie aktuell amtlich 1.215 m über Normalhöhen-Null (NHN) im DHHN2016, Schwerpunkt: Digitale Welt - Wie gelingt es, die digitalen Datenbestände und technischen Entwicklungen zu nutzen?“

Die Begrüßungsworte sprach der Landesvorsitzende des Landesverbandes im Freistaat Sachsen, Dipl.-Ing. (FH) Matthias Kaden. Die Wahl des Tagungsortes fiel auf das höchstgelegene Hotel Sachsens, das Fichtelberghaus auf dem Gipfel des gleichnamigen Berges. Inmitten der Montanregion Erzgebirge, die sich seit 2019 zu den UNESCO Weltkulturerbestätten zählen darf, hatte der Bezirksverband Südwestsachsen unter Federführung von Michael Gust den Tagungsort der 16. Landesmitgliederversammlung mit Fachtagung gewählt.

Matthias Kaden schilderte mit einem Augenzwinkern die spannende Anreise mit dem ÖPNV zum Tagungsort, die konsequent durchgeführt aus einer Fahrt mit der dampfbetriebenen Schmalspurbahn Cranzahl - Oberwiesenthal und letztendlich einer Bergfahrt mit der ältesten Schwebebahn Deutschlands auf den Gipfel bestanden hätte. Den einzigen Tagesordnungspunkt, auf den das Organisationsteam keinen Einfluss ausüben konnte, das Wetter, gestaltete der Wettergott angenehm spätsommerlich-herbstlich, so dass die Tagungsteilnehmer einen herrlichen Rundblick vom Erzgebirgsvorland über das Erzgebirge mit seinem Hauptkamm bis ins Böhmische Becken genießen konnten. Die Organisatoren hatten sich zwei Besonderheiten ausgedacht. Es bestand die Möglichkeit, schon am Freitag, dem 23. September 2022 anzureisen, im Tagungshotel zu übernachten und am Sonntag abschließend an einer geführten Wanderung teilzunehmen. Zusätzlich waren Partner und Kinder der Tagungsteilnehmer eingeladen, den Tagungsort in Form eines Rahmenprogrammes kennen zu lernen und zu genießen. Ziel war es, eine kleine Entschädigung anzubieten für die Zeit, den der Partner oder das Elternteil für die Arbeit im VDV oder die berufliche Tätigkeit im Laufe des Jahres aufwendet und damit in der Familie nicht zur Verfügung steht. Am Sonnabendvormittag waren mitreisende Partner oder Kinder eingeladen, an einer Wanderung teilzunehmen, die zu den Olympia-Wintersport-Trainingsorten wie Skisprungschanzen, vorbei an der Sommerrodelbahn über Sachsenbaude und Kleinem Fichtelberg führte, hochinformativ geleitet von einem ortskundigen Einheimischen. Das wurde ebenso wie die Fahrt mit dem Oldtimerbus am Nachmittag und die Teilnahme an der Sonntag-Wanderung dankbar angenommen und erfreute das Organisationsteam sehr.

Den Reigen der Grußworte eröffnete der Bürgermeister des Kurortes Oberwiesenthal, Jens Benedict. Er würdigte die Tatsache, dass in seiner Stadt zum aktuellen Zeitpunkt die höchste Diplomingenieursdichte der Region anzutreffen ist und gab einige spannende Fakten bezüglich der höchstgelegenen Stadt Deutschlands bekannt. Oberwiesenthal erstreckt sich höhenmäßig von 660m bis 1215m und hat in Sachsen nach Dresden und Leipzig die höchsten Übernachtungszahlen vorzuweisen. 2000 Einwohner stehen 4500 Gästebetten gegenüber. Eine Besonderheit stellt das seit einigen Jahren aktive und jüngste deutsche Bergwerk im Ortsteil Niederschlag dar, in dem Flussspat abgebaut wird, ein Rohstoff, der zurzeit auf dem Weltmarkt sehr gefragt ist. Jens Benedict wies noch auf die herausragende Bedeutung des Sports für den Ort hin, ein Punkt, der im Rahmen des begleitenden Partnerprogramms durch die Besichtigung der Wintersportstätten vertieft wurde. Mit dem im Erzgebirge üblichen Gruß „Glück Auf“ verabschiedete sich Jens Benedict.

Das folgende Grußwort überbrachte Dr. Gunnar Katerbaum in seiner Funktion als Stellvertretender Geschäftsführer des Staatsbetriebes Geobasisinformation und Vermessung (GeoSN) und Abteilungsleiter Geobasisdaten/Service. Er erläuterte die Struktur und die Aufgaben des GeoSN, aus dem Landesvermessungsamt Sachsen entstanden und zukünftig auch wieder als sächsisches Landesamt fungierend.

250 Beschäftigte stellen digitale und analoge Daten für das amtliche topographische Kartenwerk, den geodätischen Raumbezug und das Liegenschaftskataster zur Verfügung. Sie kümmern sich um die Markierung der Staatsgrenzen in Sachsen, was in einem folgenden Vortrag noch näher erläutert wird. Gunnar Katerbaum berichtete, dass der Befliegungszyklus für die Erstellung digitaler Orthophotos von 3 auf 2 Jahre verkürzt wurde und die Dachstationen des Satellitenpositionierungsdienstes SAPOS in Bodenstationen umgewandelt werden. Positiv hob er hervor, dass in den letzten beiden Jahren trotz der Coronapandemie alle Dienste unterbrechungsfrei zur Verfügung gestellt werden konnten. Drei junge Menschen haben 2022 die Ausbildung zum Geomatiker im GeoSN begonnen. Seit 2019 bietet das GeoSN „Offene Geodaten“ an. Geobasisdaten stehen jedermann uneingeschränkt und kostenlos zur Verfügung, wovon rege Gebrauch gemacht wird.

Das folgende Grußwort sprach Dipl.-Ing. Burkhard Kreuter als Geschäftsführer des VDV. Er überbrachte die Grüße des Präsidenten des VDV Dipl.-Ing. Wilfried Grunau und dankte dem Landesvorstand Sachsen für die Organisation der Tagung. Er wünschte der Veranstaltung einen guten Verlauf. Burkhard Kreuter stellte die Gewinnung des Nachwuchses für unseren Beruf, sowohl bei Auszubildenden als auch Studierenden, als größte Herausforderung für unseren Verband dar und appellierte an alle Ausbildungsbetriebe, ihr Engagement in diesem Bereich fortzusetzen.

Es folgte das Grußwort von Dipl.-Ing. (FH) Frank Pöhlmann in seinen Funktionen als VDV-Vizepräsident und Landesvorsitzender im Freistaat Bayern. Er übermittelte Grüße vom benachbarten Landesverband Bayern sowie ebenfalls von Präsidium und Vorstand des VDV. Gern erinnere er sich an vergangene Landesmitgliederversammlungen in Sachsen und äußerte den Wunsch, in Zukunft eine Veranstaltung in Zwickau zu erleben. Mit Verweis auf den folgenden Fachvortrag ließ Frank Pöhlmann die Anwesenden an seinen eigenen Erinnerungen bei einen Aufenthalt 1988 zu Zeiten des Eisernen Vorhangs an der Staatsgrenze DDR-CSSR in Boží Dar (Gottesgab) in Form von winterlichen Fotos und kurzen vergnüglichen Anekdoten teilhaben. Anschließend lenkte er die Aufmerksamkeit auf die neuen Technologien, mit denen sich unser Berufsstand in Zukunft wird beschäftigen müssen: KI, BIM, Smart City, Digital Twin. Auch Frank Pöhlmann teilte seine Gedanken zur Gewinnung von Berufsnachwuchs. Er listete beispielhaft 14 unterschiedliche Bezeichnungen für Vermessungsstudiengänge in Süddeutschland auf. Er schloss sein Grußwort mit treffenden Zitaten zur Bedeutung der Bildung.

Das fünfte Grußwort wurde von Dipl.-Ing. Tibor Stemmler, Nachwuchsreferent im DVW Landesverein Sachsen und Amtsleiter im Städtischen Vermessungsamt Chemnitz vorgetragen. Er übermittelte die Grüße des Vorsitzenden des DVW Sachsen e.V. (Deutscher Verein für Vermessungswesen), Dipl.-Ing. Axel Pohlmann. Tibor Stemmler stellte fest, dass vor allem die Frage der Nachwuchsgewinnung für unseren Beruf und die Anregung von Fachgesprächen unsere Vereine verbindet. Als gelungen bezeichnete er den gemeinsamen Stand bei der Messe Karriere Start in Dresden im März 2022. Er berichtete, dass sich die Ausbildungszahlen in der Vermessung stabilisiert haben, aber die erforderlichen Kompetenzen für die Berufsausübung nicht immer vorhanden sind, was sich auch an den Prüfungsergebnissen bemerkbar machte. Der Lehrermangel aufgrund von Verrentung der Lehrer beeinträchtige die Ausbildung, worauf der DVW in einem Brief aufmerksam machte. Weitere gemeinsame Aktivitäten werden der Geo-Fach-Kongress „Digitale Welten“ am 24.1.2023 in Dresden und das Format des Geostammtisches sein, bei dem angeregt durch zwei Fachvorträge entsprechende Gespräche und Diskussionen entstehen sollen. Tibor Stemmler wies abschließend auf die gemeinsame traditionelle Wintervortragsreihe des DVW Sachsen e. V. und der HTW Dresden hin.

Matthias Kaden fasste zusammen, dass die einzelnen Geo-Verbände/Vereine in den letzten Jahren weiter eng zusammengerückt sind, um der Vermessung als kleines Zahnrad im großen Wirtschaftsgetriebe gemeinsam zu mehr öffentlicher Wahrnehmung und gebührender Würdigung zu verhelfen. Trotzdem besitze jeder Verband/Verein seine ganz eigene Ausstrahlung und somit spezielle Daseinsberechtigung.

Dem schloss sich Dipl.-Ing. Peter Boxberger, Vorsitzender der BDVI Landesgruppe Sachsen, im abschließenden Grußwort des Tages an. Er berichtete, dass Referendarstellen trotz der Schaffung attraktiver Zusatzkonditionen nicht mit geeigneten Bewerbern besetzt werden konnten. Unsere Verbände/Vereine sollten den verantwortlichen Politikern immer wieder die umfangreichen Aufgaben und die große Bedeutung unseres Berufsstandes erläutern. Peter Boxberger regte an, dass Bürger und Kommunen die verfügbaren Geoportale für ihre Zwecke nutzen sollten. Er sieht uns Geodäten als Vermittler zwischen verschiedenen Positionen.

Der erste Fachvortrag wurde von Dipl.-Ing. Jens Riedel, Referatsleiter Katasterangelegenheiten im GeoSN, zum Thema „Die Grenze von Sachsen zu Tschechien – eine Grenze, die seit 563 Jahren nahezu unverändert ist (Vertrag zu Eger 25. April 1459)“ gehalten.

Der Vortrag wollte nicht den vermessungstechnischen Aspekt beleuchten, sondern die Gegebenheiten erläutern, die zur Entstehung und zum Verlauf der Grenze an einem historischen Knotenpunkt von Herrschaftsgebieten im Laufe der Zeit geführt haben. Im 15. Jahrhundert existierte ein einheitliches Königreich Böhmen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gab es ein in viele Fürstentümer, jedes mit eigener Armee, zersplittertes Sachsen. Es gab laufend militärische Auseinandersetzungen. Silber-, Eisen-, Zinn- und Kupferfunde in beiden Gebieten erhöhten das Interesse am Gebietsbesitz. Es kam zum Fürstentreffen von Eger am 25. April 1459, auf dem ein Gebietstausch und Interessenausgleich vollzogen und Herrschaftsgebiete definiert wurden, aus denen heraus der noch heute gültige Grenzverlauf entstand. Für uns heute schwer vorstellbar, dass diese Grenze durch einen teils 100 Kilometer breiten Urwald zwischen den sächsischen Gebieten und dem böhmischen Becken verlief. Ein Exemplar der damals aufgestellten Grenzmarkierungen wird im Verlauf des Tages im Rahmen eines Ausfluges zum Dreiherrenstein zu bewundern sein. Mit der französischen Revolution 1789 begehrten auch in Sachsen die Bauern gegen die Grundherrschaft der Feudalherren auf, was 1832 in die „Bauernbefreiung“ mündete. Allerdings mussten die Bauern den Boden kaufen und den Kaufpreis jahrelang mühsam abarbeiten. Die Schaffung eines Liegenschaftskatasters war notwendig geworden, da die Besitzverhältnisse dokumentiert werden mussten. Ein Liegenschaftskataster wurde in Sachsen in den Jahren 1835 bis 1842 erstmals erstellt und damit alle Gemarkungen kartiert. Auf jedem Staatsterritorium gilt ein bestimmtes Recht. Deshalb sollte jeder wissen, auf wessen Gebiet er sich aufhält. Es entstand die Notwendigkeit, nicht nur die Grenzen des Eigentums der Bauern festzulegen, sondern auch die Staatsgrenzen zu markieren. Auf dem Wiener Kongress 1814/1815 wurde erstmals der Grenzverlauf zwischen Sachsen und dem Königreich Böhmen, zur Monarchie Österreich gehörend, festgelegt und in den folgenden Jahren vermessen und vermarkt. 1919 wurde die historische Grenze zwischen Sachsen und Böhmen im Vertrag von Versailles anerkannt. In den Jahren 1928 bis 1937 erfolgt die Festlegung und Vermarkung der Staatsgrenze zwischen Deutschland/Sachsen (DS auf den Grenzsteinen) und der Tschechoslowakei (ČS auf den Grenzsteinen), die Grundlage auch für spätere Vermessungen war. Zwischen 1977 und 1980 erfolgten die Vermessungsarbeiten durch Grenztruppen der DDR und NVA-Angehörige, angeleitet durch einen Truppführer des Kombinat VEB Geodäsie und Kartographie Dresden, Abt. Grenzmarkierung.

Von eigenen beruflichen Erlebnissen aus dieser Zeit konnte der Landesvorsitzende Matthias Kaden bildhaft berichten. In den Jahren 1977 bis 1979 war er als Deutscher Begleit-Truppführer in einem Tschechisch-Slowakischen Messtrupp tätig. Dabei bearbeitete er 1979 exakt den auf unserer Fach-Exkursion und auch Sonntag-Wanderung noch zu besichtigenden Grenzabschnitt vom Sächsisch-Böhmischen Grenzübergang Oberwiesenthal - Boží Dar (Gottesgab) bis nach Johanngeorgenstadt. Mit diesem Vortrag und Fachthema sowie dazu noch mit dem Tagungsort wurde für unseren langjährigen VDV Landesvorsitzenden wohl ein heimlicher Wunschtraum erfüllt.

Die Grenze wurde in 23, mit römischen Ziffern bezeichnete Grenzabschnitte, unterteilt, die sich gemeinsam mit Unterbezeichnungen auf den Grenzsteinen wiederfinden. 1980 wurde der Vertrag über die gemeinsame Staatsgrenze zwischen der DDR und der ČSSR unterzeichnet. 1994 wurde der Vertrag der BRD und der Tschechischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze unterzeichnet, gefolgt 1999 vom Vertrag über das Grenzurkundenwerk. Seitdem wird die Grenze alle 10 Jahre auf deutscher und tschechischer Seite einzeln vermessen, zuletzt 2003 bis 2013 auf deutscher Seite. 2023 wird es ein neues Grenzurkundenwerk geben. Jens Riedel erläuterte die Verfahrensweise, wenn natürliche Grenzverläufe, z.B. wie an der deutsch-tschechischen Grenze oft vorhanden in der Bachmitte, ihre Lage verändern. Dann prüft eine Grenzkommission und gibt Empfehlungen ab, ob der ursprüngliche Verlauf durch bauliche Maßnahmen wieder hergestellt werden sollte oder der Verlauf der Staatsgrenze in einem Staatsvertrag geändert wird.

Nach einer kurzen Pause, in der Getränke und Snacks zur Verfügung standen und der Ausstellungsstand der Firma Allterra GmbH besichtigt werden konnte, folgte der zweite Fachvortrag von Dr.-Ing. Klaus Grund, Markscheider und Vorstand Planung, Technologie und Strategie der Saxony Minerals & Exploration AG (SME AG) zum Thema „Erfahrungen bei der Nutzung von Geobasisdaten für die Planung und Vorbereitung des Abbaus von Lagerstätten im Erzgebirge – Das ‚Berggeschrey‘ im 21. Jahrhundert“.

Die SME AG plant ein neues Bergwerk am Standort Pöhla, nur rund 20 Kilometer vom Tagungsort entfernt. Dort sollen in Zukunft Wolfram, Flussspat, Zink und Indium in einer Gesamtmenge von 400000 Tonnen pro Jahr abgebaut werden. Seit 6 Jahren läuft das Planfeststellungsverfahren. Mit dem Erkundungsbergbau wurde in Form eines Erkundungsschachtes von 176 Meter Tiefe, aus welchem Erz für die Pilotaufbereitungsanlage in Mittweida gefördert wurde, schon begonnen. In dieser 2500 Quadratmeter großen Pilotaufbereitungsanlage wurde Erz aus dem Erkundungsschacht bereits erfolgreich aufbereitet. Nach Erteilung der Genehmigung werden in Pöhla die endgültigen Betriebsgebäude errichtet. Der bereits vorhandene Erkundungsschacht wird später als unabhängiger zweiter Fluchtweg und als Frischluftzufuhr genutzt.

Klaus Grund erläuterte, dass heutzutage Bergwerke zu konkurrenzfähigen Weltmarktpreisen betrieben werden können, wenn alle Abläufe sehr effizient sind. Das betrifft auch die Vermessung. Dazu gehört das bergmännische Risswerk. Es umfasst alle Daten und Pläne, die im Komplexsystem Bergwerk benötigt werden. Für das Vorhaben in Pöhla wurde eine eigene Dokumentenstruktur angelegt. Vor Beginn der Arbeiten wurde die Oberfläche des zukünftigen Betriebsgeländes durch ein Ingenieurbüro beflogen und ein Laserscan durchgeführt. Damit konnte ein genaues DGM erzeugt werden, um die künftige Abraumhalde so planen zu können, dass alle Massen über die Nutzungsdauer des Bergwerkes untergebracht werden können. Gleichzeitig muss die Halde so angelegt werden, dass Sickerwasser nicht in die Vorflut gelangt, sondern zuerst in die Sedimentbecken fließt und dann aufbereitet wird. Auch Senkungsprognosen können mit diesen Geobasisdaten erzeugt und dargestellt werden. Klaus Grund erläuterte, welche Arten von Plänen im Bergbau notwendig sind und dass allein für das Planungsverfahren 6850 Layer angelegt wurden. Im Bergbau wird im System RD83 gearbeitet, da es einfacher zu handhaben ist. Zum Schluss beantwortete Klaus Grund die Frage, weshalb dieser immense Aufwand bei der Organisation der Daten und Pläne betrieben wird. Es gilt durch kluges Datenmanagement einerseits jederzeit die Sicherheit im Bergwerk zu gewährleisten und auf der anderen Seite Chaos zu vermeiden.  

Der dritte Fachvortrag zum Thema „Digitalisierung und moderne Konzepte‚ Testfeld Bahn – Studien und Testfahrten zwischen Annaberg und Schwarzenberg‘“ wurde von Prof. Dr.-Ing. Jörg Zimmermann von der Fakultät Geoinformation, Professur Ingenieurvermessung, Vermessungstechnik, Eisenbahnvermessung der HTW Dresden gehalten.

Jörg Zimmermann stellte eine Teststrecke der Deutschen Bahn vor, die sich ebenso wie das neue Bergwerk in Pöhla in nur 25 Kilometer Entfernung vom Tagungsort befindet. Es handelt sich um die seit 1997 nicht mehr mit regulärem Zugbetrieb befahrene 24 Kilometer lange Eisenbahnstrecke zwischen Annaberg und Schwarzenberg. Die Strecke ist Teil des „Living Lab“ der DB Netz AG. Dort ist es möglich, in einer abgesicherten Laborumgebung Tests und Nachweisführungen bei Begutachtungen und Zulassungen durchzuführen. Spezielle Testfahrzeuge können auf der Strecke, die idealerweise auch über Steigungen und Kurven verfügt, für Forschungen zum autonomen schienengebundenen Fahren genutzt werden. Auf einem Teilstück entlang der Strecke sind 5G Masten installiert worden, da die Verarbeitung großer Datenmengen schnelles Internet voraussetzt. Seit 2017 wird mit Beteiligung von Hochschulen automatisiertes Fahren in Verbindung mit automatisierter Umweltbeobachtung erprobt. Das Ziel besteht darin, bis zu 35 Prozent mehr Züge auf den bestehenden Gleisen fahren zu lassen und damit die Kapazität des Schienennetzes zu erhöhen, ohne einen Meter Gleis neu zu verlegen. Das digitale Testfeld Bahn ist Bestandteil des Projektes „Digitale Schiene Deutschland“, für die Geodaten als Grundlage unentbehrlich sind. Abschließend gab Jörg Zimmermann seiner Hoffnung Ausdruck, dass das Planungsrecht in Deutschland zügigere Verfahren ermöglicht.

Nach den beiden letzten Vorträgen, die sich mit dem Nutzen von digitalen Geodaten für Bergbau und Schiene befassten, sollte bei herrlichem Septembersonnenschein der erste Fachvortrag zur Geschichte der Staatsgrenze in der Örtlichkeit veranschaulicht werden. Nach dem Mittagessen im Restaurant „Erzgebirgsstuben“ im Tagungshotel Fichtelberghaus stand vor dem Gebäude eine motorisierte Rarität, ein rot- weißer IKARUS 250.67 Baujahr 1989 mit 162 PS und 44 Sitzplätzen bereit. Der Regionalverkehr Erzgebirge GmbH (RVE) besitzt diesen Oldtimerbus. Er kann einschließlich eines professionellen gut gelaunten Busfahrers, der mit erzgebirgischem Dialekt und ansteckend fröhlichen Erläuterungen die Insassen unterhält, angemietet werden. Die Geräuschkulisse beim Bergabfahren war beeindruckend. Auf jeden Fall erregten wir bei allen Verkehrsteilnehmern große Aufmerksamkeit mit unserem Gefährt. Erster Halt war an der historischen Postmeilensäule im Zentrum von Oberwiesenthal. Die Distanzsäule aus dem Jahr 1730 gibt die Fahrzeiten mit der Postkutsche zu damals wichtigen Ortschaften an. Weiter fuhren wir Richtung Boží Dar über die Staatsgrenze zu Tschechien Richtung Klínovec (Keilberg). Der Bus blieb am Windrad zurück, für uns ging es zu Fuß weiter über einen Pfad entlang der Staatsgrenze, bevor wir beeindruckt vor dem Dreiherrenstein von 1725 standen, der die Herrschaftsgebiete Sachsen, Böhmen und Schwarzenberg begrenzte. Zu sehen sind auf dem dreiseitigen Stein die Wappen der angrenzenden Herrschaften sowie die 1842/43 hinzugefügte laufende Nummer 376 und die Buchstaben KS (Königreich Sachsen) und KB (Königreich Böhmen).

Unser Oldtimerbus schaffte auch noch die Fahrt auf den Gipfel des Keilberges, der mit 1244 Metern höchsten Erhebung des Erzgebirges. Auch außerhalb der Skisaison kann man auf dem Gipfelplateau Fahrzeuge mit unterschiedlichsten Kennzeichen und Fahrradträgern sehen, deren Besitzer die gut ausgebauten Mountainbikestrecken in der Gegend genießen. Immer wieder schweifte der für die Augen sehr entspannende Blick über die Gipfel des Erzgebirges, die sich nach Norden sanft wellend und in verschiedensten Grüntönen erstrecken und nach Süden steil zum böhmischen Becken abfallen.

Gestärkt mit Kaffee und Kuchen hielten die VDV Mitglieder des Landesverbandes Sachsen die 16. Mitgliederversammlung im Fichtelberghaus ab.

Abends gab es für Interessierte ein gemütliches Beisammensein. Am Sonntagvormittag führte der Bezirksvorsitzende Südwest-Sachsen (Chemnitz), Jens Schulze, zu einer 10 Kilometer langen Wanderung am Tagungshotel beginnend über Wellenschaukel, Bächelhütte, Börnerweg zum Grenzübergang Hubertky. Von dort liefen die Teilnehmer auf dem Jesusweg nach Gottesgab zum Anton-Günther-Grab. Stärkung gab es bei einer Einkehr im Gasthaus Restaurace Radniční Sklípek (Ratskeller), danach wanderten die 12 Teilnehmer vorbei am Anton-Günther-Haus zum Grenzübergang und vorbei an der Sachsenbaude, über den Kleinen Fichtelberg (1206 m über NN) zurück zum Ausgangspunkt auf dem Fichtelberg.

Fazit: Eine sehr gelungener hochinteressanter 16. VDV Landesverbandstag im Freistaat Sachsen mit spannenden Fachthemen und vielseitigen, abwechslungsreichen Fach- und Rahmenprogrammen. Drei Tage, in zwei Ländern und auf über 1.000 m Höhe war der Verband Deutscher Vermessungsingenieure e.V. erfolgreich präsent und dabei war auch ausreichend Zeit und Gelegenheit zum Gedankenaustausch unter allen Teilnehmern.

Wenngleich noch weitere hoch attraktive Herbst-Veranstaltungen in den 3 Bezirken anstehen, so neigt sich insgesamt damit ein unübertroffen sehr ereignisreiches Jahr 2022 für den VDV Landesverband im Freistaat Sachsen dem Ende entgegen. Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang, wir knüpfen an die großen Erfolge an und planen schon weiter für kommende interessante berufspolitische Veranstaltungen unseres VDV Landesverbandes.

 

 

 

 

 

Einladung zur Landes-Mitgliederversammlung und -Fachtagung 2022 am

                       Sonnabend, am 24.09.2022, Beginn 10:00 Uhr

nach                D-09484 Kurort Oberwiesenthal, Fichtelbergstraße 8

                       somit in die höchstgelegene Stadt von Deutschland

in das              „Hotel & Restaurant „Fichtelberghaus“, Tagungsraum

zum Thema:   Höher geht’s nicht im Freistaat Sachsen – 1.214 m über NN

                     sowie aktuell amtlich 1.215 m über Normalhöhen-Null (NHN) im DHHN2016

                     Schwerpunkt: Digitale Welt - Wie gelingt es, die digitalen Datenbestände und technischen
                     Entwicklungen zu nutzen?

in die Montan- und Weltkulturerbe-Region Erzgebirge / Krušné hory.

 

09:00 Uhr                           Öffnung des Tagungsbüros

                                          (Begrüßung mit der Gelegenheit für ein kleines Frühstück)

                                          Präsentation von Vermessungstechnik (Instrumenten und Zubehör)

                                          Fachvortrag zur Präsentation - „Geodätische Gerätetechnik im
                                          Umbruch“ – Trends und Entwicklungsschwerpunkte im
                                          geodätischen Geräte-„Bau“

                                          Ein Beispiel, wo auf der Basis der Smartphon – Technik komplexe Aufgaben
                                          für die Bauabrechnung, in der Erdmassenerfassung und bei der Bestands-
                                          dokumentation gelöst werden – Standard REB, Nutzung von GNSS-
                                          Möglichkeiten und Algorithmen für die grafische Ausgabe und rechtliche
                                          Nachweis.

                                          Referent: Herr Dipl.-Ing. Mike Eckenigk, Leipzig

10:00 Uhr bis 10:45 Uhr    Landes-Fachtagung - Eröffnung und Grußworte

 

10:45 Uhr bis 11:30 Uhr       Fachvortrag 1 – „Die Grenze von Sachsen zu Tschechien - eine
                                         Grenze die seit 563 Jahren nahezu unverändert ist
(Vertrag zu
                                         Eger
25. April 1459)“

                                         An einem historischen Knotenpunkt von Herrschaftsgebieten in dem
                                         neben Silber, Eisen, Zinn, Kupfer auch Uran abgebaut wurde und wo
                                         ein leises „Berggeschrey“ – „Glück Auf, Glück Auf“ zu hören ist

                                         Referent: Herr Dipl.-Ing. Jens Riedel, Dresden

 

11:30 Uhr bis 11:45 Uhr      Kaffeepause und Besichtigung der Ausstellungsstände
                                         Vermessungstechnik

 

11:45 Uhr bis 12:15 Uhr       Fachvortrag 2 – „Erfahrungen bei der Nutzung von Geobasisdaten
                                         für die Planung und Vorbereitung des Abbaus von Lagerstätten
                                         im Erzgebirge – Das „Berggeschrey“ im 21. Jahrhundert“

                                          Erste Schritte im Erzgebirge zu den Schätzen, die tief im Berg schlummern
                                          – ohne die keine Digitalisierung funktioniert, unter der Maßgabe von
                                          Nachhaltigkeit und Umweltschutz

                                          Referent: Herr Dr.-Ing. Klaus Grund, Freiberg

 

12:15 Uhr bis 12:45 Uhr       Fachvortrag 3 – „Digitalisierung und moderne Konzepte „Testfeld
                                         Bahn“ – Studien und Testfahrten zwischen Annaberg und
                                         Schwarzenberg“ – 
Ingenieurvermessung und autonomes Fahren
                                         auf der Schiene – 5G zum Anfassen        

                                         Referent: Herr Prof. Dr.-Ing. Jörg Zimmermann, Dresden

 

12:45 Uhr bis 13:30 Uhr       Mittagspause (Restaurant Fichtelberghaus, Vereinszimmer, Wahlessen)

                                          und Besichtigung der Ausstellungsstände Vermessungstechnik

 

10:00 Uhr bis 12:30 Uhr     Rahmenprogramm (Für alle Mitreisende Partner und Freunde)

                                          „Komplexer Winter-Sport- und Trainingsstätten“ –       

                                          Besichtigung von Olympiastützpunkten am Fichtelberg

 

13:30 Uhr bis 15:30 Uhr     Fachexkursion (Für alle Teilnehmer)

                                          „Von der Postmeilensäule zum 3-Herrenstein“ –  Die Postmeilensäule
                                          in Oberwiesenthal und anschließend „Kleiner Grenzgang“ auf tschechischer
                                          Seite zum 3-Herrenstein – 2-3 weitere Besichtigungspunkte als Busreise

 

15:30 Uhr bis 16.00 Uhr       Kaffeepause und Besichtigung der Ausstellungsstände Vermessungstechnik

 

16:00 Uhr bis 17:30 Uhr    Landes-Mitgliederversammlung (Für alle VDV-Mitglieder Sachsen)

Tagesordnung:                  

  • Eröffnung und Begrüßung
  • Wahl des Tagungsleiters
  • Genehmigung der Tagesordnung
  • Feststellung der anwesenden Stimmenzahl
  • Bericht des Landesvorsitzenden
  • Bericht der Schatzmeisterin
  • Bericht der Kassenprüfer
  • Aussprache und Diskussion
  • Entlastung des Vorstandes
  • Wahlen zum Landes-Vorstand (Je für 4 Jahre):
    •    Stellvertretende/r Vorsitzende/r
    •    Schriftführer/in
    •    Referent/in für Hochschulangelegenheiten, TU Dresden
    •    Referent/in für Freie Berufe
    •    Referent/in für Öffentlichkeitsarbeit
    •    Referent/in für Berufsnachwuchs
  •  Wahl eines/er Kassenprüfers/in
  •  Ehrungen und Auszeichnungen
  •  Anträge zur Mitgliederversammlung
  •  Verschiedenes

 

16.:00 Uhr bis 17:00 Uhr    Rahmenprogramm (Für alle Mitreisende Partner und Freunde)

                                          “Sonderführung mit Informationen zu Fichtelberg und
                                          zum Fichtelberghaus“

 

17:30 Uhr       Fakultativ     Abschlussprogramm (Für alle Teilnehmer)

                                          „Gemütlicher Ausklang des Tages“

                                          Ein Gemeinsamer Abend im Kaminzimmer des Fichtelberghauses

                                          (Angebote und Programm werden noch mitgeteilt)

                       Sonntag, am 25.09.2022, Beginn 10:00 Uhr

10:00 Uhr       Fakultativ     Rahmenprogramm  (Für alle Teilnehmer)

                                          „Geführte Wanderung“

                                          Erkundungen in der Umgebung des Fichtelberges – Verbindung zum
                                          Kammweg Erzgebirge-Vogtland usw. durch Herrn Jens Schulze,
                                          Vorsitzender VDV Bezirk Südwest-Sachsen (Chemnitz)

 

Anträge zur Landes-Mitgliederversammlung sind bis zum 22.09.2022 an den Landesvorsitzenden zu richten.

Vollmachten nicht anwesender Mitglieder zur Mitgliederversammlung sind vor Beginn der Veranstaltung dem Vorsitzenden zu übergeben.

Für die Teilnahme an der Fachtagung des VDV Landesverband Sachsen entstehen außer für die individuelle Anreise keine Kosten.

Es bestehen im Fichtelberghaus Übernachtungsmöglichkeiten, welche wir für den VDV Landesverband Sachsen im Hotel reserviert haben. Vorbestellungen für Freitag zum Sonnabend und/oder für Sonnabend zum Sonntag sind gesondert bis 01.09.2022 erforderlich (Selbstzahler).

Zusatz-Kosten: Sonderprogramm für Partner und Freunde

Am 24.09.2022 – Unkostenbeitrag: 15,00 EUR pro Teilnehmer

Teil 1: 10:00 – 12:30 Uhr Teilnahme Rahmenprogramm "Besichtigung Sportstätten am Fichtelberg"

Teil 2: 13:30 – 15:30 Uhr Teilnahme Fachexkursion „Von der Postmeilensäule - Grenzgang“ (Busreise)

Teil 3: 16:00 – 17:00 Uhr Sonderführung mit "Informationen zum Fichtelberg und zum Fichtelberghaus"

Für die weitere Vorbereitung unserer Landes-Mitgliederversammlung und -Fachtagung bitte ich Sie um Mitteilung (siehe nachstehende Datei: Anmeldung) bis zum 01.09.2022, ob Sie am 16. Landes-Verbandstag des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure e.V., Landesverband Sachsen teilnehmen möchten.

Der VDV Landesvorstand Sachsen mit seinem Vorsitzenden hofft auf ein großes Interesse sowie breite Resonanz. Eine zahlreiche Teilnahme unserer VDV Verbandsmitglieder sowie von befreundeten Fachkollegen/-verbänden/-vereinen und interessierten Gästen wäre die beste Anerkennung für die umfangreiche Arbeit unseres Vorbereitungs-Teams aus dem VDV Bezirk Südwest-Sachsen (Chemnitz) mit den Berufskollegen Jens Schulze und Michael Gust an der Spitze.

Auf Ihr Kommen freuen wir uns sehr und verbleibt in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Veranstaltung.


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