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Der Vermessungsingenieur 2/2005

* GIS-Einsatz im bayerischen Weinbau

* Datenqualität im Verkehrswesen

* Der Energiemarkt im Wandel

* Kostenreduktion beim Datenimport

* Wie genau ist die ALK?

* Passpunktfreie Vermessung in Baden-Baden

* Bestimmung einer hochgenauen Höhenbezugsfläche (DFHBF)

* Ausbildungsberuf Vermessungstechniker/Vermessungstechnikerin

* Eratosthenes

 

Fachteil

 

Stefanie Michel

GIS-Einsatz im bayerischen Weinbau
Das "Bayerischen Weinbau-GIS" (BayWIS)

Weltweit werden Geographische Informationssysteme (GIS) zunehmend in der Landwirtschaft eingesetzt. Umfangreiche Daten zu Anbauflächen, Geländeklima und Boden lassen sich hiermit erfassen und zusammen mit Topographischen Karten und Luft- bzw. Satellitenbildern verwalten, anzeigen und analysieren.

Seit einigen Jahren wird an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim/Würzburg ein GIS-gestütztes Beratungssystem erarbeitet. Basierend auf den topographischen Karten 1 : 25.000 fließen alle weinbaurelevanten Daten ein, um auch komplexe Zusammenhänge sichtbar machen zu können.

Als Datengrundlagen diente zunächst der Atlas "Boden und Klima fränkischer Weinberge" (1971) von WEISE & WITTMANN, dessen Karten zur Besonnung, zum Boden, zum Trierer Schätzungsrahmen sowie zur Wind- und Frostgefährdung in das Weinbau-GIS mit aufgenommen wurden. Allerdings decken diese Erhebungen nur einen kleineren Teil des fränkischen Weinbaugebietes ab; die bayerischen Weinbaugebiete am Bodensee und bei Regensburg wurden noch nicht erfasst. Der erste Schritt hin zu einem "Bayerischen Weinbau-GIS" (BayWIS) bestand nun darin, die fehlenden Daten zu ergänzen und sonstiges bestehendes Kartenmaterial (geologische Karten, Schutzgebiete) zu integrieren.

Bernhard Feser

Datenqualität im Verkehrswesen
Forschungsprojekt "Beschreibung der Datenqualität im Straßen- und Verkehrswesen"

Auch im Bereich des Straßenwesens wird die Notwendigkeit erkannt, Planung, Ausführung, Betrieb und Unterhaltung von Straßen zunehmend auf Qualitätsmanagementsysteme zu stützen. Diese Entwicklung hat die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) dazu veranlasst, eine Kommission "Qualitätssicherung im Straßenwesen" einzusetzen. Die Kommission hat 1998 einen Leitfaden für das Qualitätsmanagement im Straßenbau mit der Zielsetzung verfasst, das Produkt "Planungsleistungen" in einem möglichst fehlerfreien Bearbeitungsprozess entstehen zu lassen [Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (1998)]. Der Leitfaden soll für die betroffenen Unternehmen in erster Linie zur Erstellung von Qualitätsmanagement(QM)-Handbüchern und zum Aufbau von QM-Systemen im Sinne der DIN EN ISO 9001 dienen.

Stefan Jung

Der Energiemarkt im Wandel
Wertschöpfungsorientierte Prozessoptimierung bei der Saar Ferngas AG

Spätestens seit der 1998 eingeführten Liberalisierung des Energiemarktes unterliegt die deutsche Energiewirtschaft einem steten Wandel. Der zunehmend freie Wettbewerb führt zu der Notwendigkeit, Kosten zu senken und Arbeitsabläufe einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Durch Fusionen oder Übernahmen modifizierte Versorgungsgebiete, eine veränderte Personalstruktur und heterogene Systemlandschaften haben fast zwangsläufig zur Folge, Arbeitsabläufe unter Einbeziehung neuer Möglichkeiten neu zu gestalten. Prozessketten bergen insbesondere an ihren Nahtstellen, beim Übergang von einem System auf ein anderes, oft verbunden mit einem Medienwechsel z.B. von digitalen Daten auf ein analoges Planwerk, ein hohes Optimierungspotential. Mehrfachnutzung und Integration sind die Schlagworte, die es zu untersuchen gilt.

Am Beispiel der Saar Ferngas AG wird gezeigt, wie Unternehmensdaten intelligent genutzt und durch den Einsatz modernster Technologie zu einer deutlichen Effizientsteigerung und somit Kostenreduzierung führen können.

Oliver Stephan

Kostenreduktion beim Datenimport
Vermessungsdaten-Konverter mit automatischer Objektbildung im Smallworld GIS

Im Artikel werden die Vorteile eines Konverters für die Übernahme von Vermessungsdaten nach Smallworld GIS mit automatischer Objektbildung aufgezeigt. Ziel der Automatisierung der Datenübernahme war eine drastische Reduzierung der Aufwende für das Einlesen von Vermessungsdaten und die Objektbildung sowohl für die Datenlieferanten als auch für die GIS-Betreiber zu erreichen.

Das gelang durch die klare Definition eines eindeutigen Austauschformates und die konsequente Nutzung von Standard-Funktionalitäten des GIS. Vermessungsbüros können unter Verwendung des definierten Formates ihre gewohnte Arbeitsumgebung ohne Neuinvestitionen in Hard- oder Software beibehalten und am Smallworld-GIS entsteht kein Aufwand für die Nachbearbeitung von Vermessungsdaten zur Objektbildung.

Jörg Barrmeyer

Wie genau ist die ALK?
Betrachtungen zur Herstellung und Fortführung digitaler Katasterkarten

Die Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) gehört mittlerweile für viele Fachkollegen zum Vermessungsalltag. Die Herstellung der "elektrischen Karte" haben aber meistens nur wenige direkt miterlebt. Die Vorstellungen über die Qualität der digitalen Katasterkarte - hierbei wird hauptsächlich an die Lagegenauigkeit von Grenzen und Gebäuden gedacht - sind deshalb recht unterschiedlich. Um diese beurteilen und einschätzen zu können, sind aber Kenntnisse über die Entstehung und Pflege des ALK-Grundrisses unverzichtbar.

Es scheint daher gerade jetzt geboten, Aspekte zur Grundrisserzeugung sowie zur weiteren Bearbeitung der ALK darzustellen, wobei sich dieser Beitrag insbesondere dem wichtigen Werkzeug der Kartenhomogenisierung widmet. Es wird dabei bewusst auf DV-technische Details und Formeln verzichtet. Der Aufsatz ist entstanden aus langjähriger Tätigkeit im Bereich der graphischen Datenverarbeitung beim Amt für Kataster und Vermessung des Kreises Herford (NRW). Er befasst sich im folgenden ausführlich mit der Problematik der Lagegenauigkeit bei der Grundrissherstellung und -pflege in der ALK und wendet sich besonders auch an "Nicht-Graphiker".

Volker Dey und Thomas Maier

Passpunktfreie Vermessung in Baden-Baden
Hochgenaue Lagebezugsfläche für einen Stadtkreis

Die Stadt Baden-Baden ist wie andere Kommunen auch einem wachsenden Kostendruck mit den damit verbundenen Einsparungen beim Personal und den Sachausgaben ausgesetzt. Neben der Aufgabe als katasterführende städt. Dienststelle ist das Fachgebiet Vermessung im Bereich Ingenieurvermessung mit Kanalaufnahme, Leitungsdokumentation für die Stadtwerke sowie den üblichen vermessungstechnischen Leistungen hauptsächlich für städt. Belange beschäftigt.

Weitreichende Personaleinsparungen konnten nur aufgefangen werden, indem in den letzten Jahren eine umfassende Erneuerung der vorhandenen Hard- u. Software realisiert wurde. So wurden z. B. zwei moderne Tachymeter Trimble DR200 Robotic und zwei microport colibri-Außendienstrechner mit der grafischen Feldsoftware MAP500 erworben.

Der nächste Schritt war die Einführung von GPS-basierter Vermessung. Das Fachgebiet Vermessung entschied sich für den Kauf eines Trimble 5800 Empfängers in Verbindung mit der Nutzung des SAPOS®-HEPS Dienstes.

Das Konzept des FG Vermessung sah von Anfang an vor, die mittlerweile vorliegenden Transformationsdatenbanken DFLBF und DFHBF zu nutzen um somit auf das notwendige Aufsuchen identischer Punkte für die Bestimmung von Transformationsparametern zu verzichten.

Matthias Cieslack

Bestimmung einer hochgenauen Höhenbezugsfläche (DFHBF)
Präzise GNSS-Höhenintegration am Beispiel des archäologischen Projektes Troia

Die mythische Stadt Troia, gelegen im Nordwesten der asiatischen Türkei in der Nähe der Stadt Canakkale, etwa sechs Kilometer östlich der Ägäischen Küste sowie vier Kilometer südlich der Dardanellen wurde berühmt als Kulisse der Ilias (730 v. Chr.) einem von Homer in 15693 Versen geschriebenen Epos. Der Wiederentdeckung der mehrere Jahrhunderte lang verschollenen Stadt (1865) folgten archäologische Ausgrabungen, die besonders unter Heinrich Schliemann berühmt wurden. In dieser Zeit entstand für die Dokumentation der Grabung ein lokales Vermessungsnetz.

Im Rahmen der Diplomarbeit von Dipl.-Ing. (FH) C. Hartmann (2000, unveröffentlicht), konnte das lokale Grabungsnetz und umliegende Fundstellen mittels GNSS (Global Navigation Satellite System) an das globale einheitliche Bezugssystem - International Terrestrial Referenz Frame (ITRF) - lagemäßig angeschlossen werden.

Klaus Skindelies

Ausbildungsberuf Vermessungstechniker/Vermessungstechnikerin
Nun auch in NRW eine praktische Prüfung!

Mit dem Prüfungstermin Winter 2004/2005 fand erstmals eine praktische Prüfung "im Felde" für die zur Prüfung angemeldeten Auszubildenden im Ausbildungsberuf Vermessungstechniker/ Vermessungstechnikerin in Nordrhein-Westfalen statt. Damit hat sich Nordrhein-Westfalen neben bereits einigen anderen Bundesländern wie z.B. Hamburg, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz entschlossen, die erworbenen Fertigkeiten der Auszubildenden bei der Anwendung der vermessungstechnischen Instrumente bzw. bei der Lösung kleinerer vermessungstechnischer Aufgaben "im Felde" abzuprüfen.

Die bisherige Prüfung gliederte sich nach § 8 der Verordnung über die Berufsausbildung zum Vermessungstechniker vom 17.12.1994 in einen praktischen Teil ("praktische Übungen") und einen schriftlichen Teil mit den Prüfungsfächern "Vermessungskunde", "Technische Mathematik", "Kartenkunde" und Wirtschafts- und Sozialkunde". In den "Praktischen Übungen" mussten bisher drei komplexe Aufgaben schriftlich unter Zuhilfenahme von Zeichengeräten sowie programmierbaren und nicht programmierbaren Tisch- und Taschenrechnern bearbeitet werden. Dabei konnte es sich um die Anfertigung sowie Fortführung großmaßstäbiger Karten und Pläne oder um die Berechnung von vermessungstechnischen Aufgaben aus den Bereichen der Kataster- bzw. Ingenieurvermessung handeln.

Helmut Minow

Eratosthenes
Ein Multitalent in Alexandria

Nach allgemeiner Meinung ist mit dem Namen Eratosthenes lediglich seine berühmte Berechnung des Erdumfangs verbunden. Kaum ein Lehrbuch der Geodäsie verzichtet auf eine kurze Darstellung der "Erdmessung" des Eratosthenes. Geodäten haben deshalb diesen Gelehrten zu ihrem "Ahnherrn" erklärt. Doch damit wird man dem universellen Interesse des Eratosthenes nicht gerecht. In seiner Zeit - im 3. Jahrhundert v.Chr. - trat Eratosthenes als der "vielseitigste der alexandrinischen Gelehrten" hervor, er galt als Philosoph, Astronom, Mathematiker, Geograph, Philologe, Historiker und Dichter. "Eratosthenes war in allen Wissensgebieten mit besonderem Scharfsinn begabt".