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VDVmagazin 1/2006

* Grußwort 2006

* Zum Verständnis der multiquadratischen Interpolation

* Scanning mit dem Tachymeter OSCA

* Das Tachymeter-Aufsatzsystem ArgusTAT

* Untersuchungen von Unfällen und in der Gerichtsmedizin

* Einsatz von präzisem DGPS bei T-Com

* Neubau Umweltbundesamt (UBA) in Dessau

* Der Abakus, eine frühe Rechenhilfe

* Vermessungstechnische Begleitung des Rückbaus von 300 m hohen Schornsteinen in den Kraftwerken der VEG AG

 

Fachteil

 


Wilfried Grunau

Grußwort 2006: Und sie bewegt sich doch!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

was wäre das Leben ohne Veränderung? Langweilig und tot. Heutzutage ändert sich eine Menge: in der Technik, Forschung, Entwicklung und in der Gesellschaft. Wer da stehen bleibt, bleibt auf der Strecke.

Mit dem Beginn des neuen Jahres haben wir den Titel, nicht aber die Identität, unserer Zeitschrift geändert: „VDV-Magazin“ lautet der neue Name. Damit wollen wir das zum Ausdruck bringen, was die Zeitschrift inhaltlich prägt und wofür sie in der gesamten Fachwelt Anerkennung genießt: kompetente Fachartikel aus den Bereichen Geoinformation und Vermessung, Produktinfos, Bücher, Software, Nachrichten aus den Hochschulen und vieles mehr. Kurz: ein hochaktuelles und fachlich interessantes Magazin. Ergänzend dazu in bewährter Weise das „VDV-MagazinPlus“ mit den Verbandsnachrichten. Wir sind der Überzeugung, dass sich damit jetzt auch im Titel der Inhalt widerspiegelt. Und nebenbei: der VDV hat auch viele Geoinformatiker als Mitglieder, welche sich durch den alten Titel nicht angesprochen fühlten. Nach 15 Jahren „Fluchtstab“ und 40 Jahren „Der Vermessungsingenieur“ nun also das „VDV-Magazin“. Ich wünsche dem neuen Titel eine lange und glückliche Zukunft.

Die Bundestagswahl liegt nun schon ein paar Monate hinter uns und die Regierungskoalition hat versprochen, sich der vielen Probleme ernsthaft anzunehmen. Mit dem „Leuchtturmprojekt“ Galileo hat eine für unseren Berufsstand wichtige Technologie es sogar in den Koalitionsvertrag geschafft – und der erste Satellit ist auch schon oben. Auch die Konjunkturprognosen sehen nicht mehr ganz so düster aus: Zwar solle das voraussichtliche Wachstum noch keinen Beschäftigungsboom auslösen, so die Meinung der Experten, aber zumindest sei die Saat für neue Arbeitsplätze gelegt. Deutschland leidet sicherlich nicht an Ideenmangel. Das zeigt allein schon die hohe Zahl von Innovationen, die Jahr für Jahr von findigen Tüftlern zum Patent angemeldet werden. Oft hakt es aber bei der Umsetzung dieser Ideen bis hin zur Vermarktung und zum Einsatz des fertigen Produkts. Wie erfolgreich ein Land in diesem Prozess ist, hängt aber nicht nur vom Forschungsaufwand ab, wichtig sind auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die problemlose Bereitstellung von Risikokapital sowie das Vorhandensein und die Qualifikation des Personals. Die meisten Experten sehen gute Chancen, dass die deutsche Wirtschaft 2006 auf einen nachhaltigen Aufschwungspfad einschwenkt. Die Konjunktur in Deutschland steht nach Ansicht führender Wirtschaftsinstitute zunehmend auf eigenen Füßen. Vor allem die Investitionen in Ausrüstungsgüter haben zuletzt kräftig angezogen. Aber auch in der Bauwirtschaft sehen die Fachleute Anzeichen für eine Belebung.

Bundeskanzlerin Merkel hat die Bürgerinnen und Bürger zum Jahreswechsel zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung aufgerufen, um das Land wieder voranzubringen: „Überraschen wir uns damit, was möglich ist und was wir können! Lassen Sie uns unser Land gemeinsam nach vorn bringen. Mit Mut und Menschlichkeit.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Packen wir’s an!

Ich wünsche Ihnen für das kommende Jahr Gesundheit, Glück und beruflichen Erfolg!

Wilfried Grunau, Präsident des VDV



Hans Fröhlich und Georg Bröker

Zum Verständnis der multiquadratischen Interpolation

Im Anschluss an eine überbestimmte Koordinatentransformation werden häufig die entstandenen Restklaffungen verteilt, um eine nachbarschaftstreue Umformung herbeizuführen. Es werden hierzu verschiedene Interpolationsmethoden eingesetzt. Unter ihnen nimmt die multiquadratische Methode eine hervorgehobene Stellung ein. Hier wird dieses Verfahren nochmals leicht verständlich dargestellt, Vor- und Nachteile werden aufgezeigt und das Lernprogramm VIS_MQ präsentiert.

Volker Dittscheidt, Carmen Engels und Norbert Kersting

Scanning mit dem Tachymeter
OSCA, ein Programm für automatisiertes Oberflächenscanning

Das Laserscanning ist ein modernes Verfahren für die berührungslose Erfassung von Objekten. Es hat allerdings auch Nachteile. Zu nennen sind: hohe Anschaffungskosten für Hard- und Software, aufwendige Schulungsmaßnahmen für die Bediener der Auswertesoftware. Daher ist ein wirtschaftlicher Einsatz derzeit in der Regel nur bei Spezialanwendungen gegeben. Die Aufgaben des Tagesgeschäftes werden zunächst weiter mit den herkömmlichen Methoden und Instrumenten erledigt.

Motorisierte Tachymeter mit berührungsloser Entfernungsmessung bieten die technischen Voraussetzungen, um damit zu scannen - allerdings mit erheblich niedrigerer Frequenz. Es stellt sich daher die Frage, ob nicht für kleinere Aufgaben oder Spezialanwendungen ein solches Verfahren sinnvoll sein kann, insbesondere weil dafür i.d.R. kaum Anschaffungskosten anfallen.

Im Rahmen einer Diplomarbeit an der FH Bochum wurde das Scanprogramm OSCA (automatisiertes OberflächenSCAnning) entwickelt, das es ermöglicht, ein Tachymeter über ein Notebook fernzusteuern und Oberflächen abzuscannen. Mit dem Programm wurde eine Oberfläche erfasst, die zum Vergleich auch mit einem Laserscanner und in diskreten Punkten mit GPS aufgemessen wurde.

Matthias Fuhrland

Das Tachymeter-Aufsatzsystem ArgusTAT

Abwasserkanäle mit geodätischen Genauigkeiten aufzumessen, ist bislang ein schwieriges Unterfangen. Die handelsüblichen Messsysteme sind nicht in der Lage, dreidimensional Lage und Verlauf eines Kanals zu erfassen. Deshalb misst der Geodät bislang meist nur die Lage und Höhe der Abdeckung des Abwasserschachtes (Kanaldeckel), und mittels Nivellierlatte oder eines Zollstockes werden die Tiefe der Sohle des Abwasserschachtes und die der Ein- bzw. Abläufe bestimmt. Unter Verwendung eines geraden oder abgewinkelten Kanalmessstabes kann lediglich die Position von Kanalab- und -einmündungen tachymetrisch erfasst werden, jedoch nicht deren exakte Richtungsverläufe, was gerade bei der Entwurfsvermessung und Leitungsdokumentationen (Ersterfassung) erforderlich ist, um Schäden durch spätere Bauarbeiten zu vermeiden.

Das von Argus GeoTech GmbH entwickelte Tachymeter-Aufsatzsystem ArgusTAT stellt eine Ergänzung zu bzw. ein Bindeglied zwischen den bestehenden Techniken dar und wurde als Prototyp am Geodätischen Institut der TU Dresden getestet. Als geeignete Örtlichkeit für umfangreiche Tests über Ausfahrtiefen von bis zu 8m wurde das Treppenhaus des Hülssebaus der TU gewählt, wo im Rahmen einer Diplomarbeit ein Kalibriernetz über drei Etagen angelegt wurde.

Omar-Pierre Soubra und Alfredo Lorenzo

Untersuchungen von Unfällen und in der Gerichtsmedizin
Am Beispiel von Trimble 3D-Scannern

Messungen mit 3D-Laserscannern ermöglichen bei Verbrechen, Überfällen oder Unfällen eine vollständige topografische Dokumentation am Ort des Geschehens einschließlich der vorgefundenen Objekte. Hierzu gehören auch metrische Informationen (3D) und Bilder (2D), wobei sich letztere nur dann gewinnen lassen, wenn die Szenerie ausgeleuchtet wird oder wenn die Messung am Tage stattfindet. Diese Messungen können in einem sehr kurzen Zeitraum ausgeführt werden, so dass etwa bei Verkehrsunfällen eventuelle Straßensperrungen sich schnell wieder aufheben lassen, sodass der normale Verkehr wieder fließen kann. In diesem Artikel werden einige nicht alltägliche Einsatzmöglichkeiten von Laserscannern vorgestellt.

Horst Beying

Einsatz von präzisem DGPS bei T-Com

Mit Beginn der unterirdischen Kabelverlegung musste die Deutsche Reichspost, später Deutsche Bundespost, Fernmeldewesen und heute Deutsche Telekom AG mit der Festnetzsparte "T-Com", Pläne über den Verlauf der Anlagen erstellen. Die Dokumentation basierte von Anfang an auf amtlichen Kartenwerken, soweit diese erhältlich waren. Mit Maßangaben unter Bezug auf sog. physikalische Festpunkte, z. B. Gebäudeecken, Wasserschächte, Gully, wurde die genaue Lage fixiert. Dies gewährleistete, dass ohne geodätisches Fachpersonal eingemessen und im Bedarfsfall eine Rekonstruktion vor Ort mit einfachen Mitteln, also einem Messband, vorgenommen werden konnte. Außerhalb der Bebauung erstellte man Referenzlinien, deren Anfang und Ende mit Steinen oder Nägel markiert wurden, um mit Orthogonalmaßen die Trasse festzuhalten.

Jürgen Helms

Neubau Umweltbundesamt (UBA) in Dessau
Komplexe und vielschichtige Vermessungsaufgaben

Der Artikel beschreibt die vermessungstechnischen Gesamtaufgaben beim Neubauprojekt UBA Dessau. Im Frühjahr 2002 bekam die Ing. Ges. Nordwest mbH von der Oberfinanzdirektion Magdeburg vertreten durch das Staatshochbauamt in Dessau den Auftrag die Entwurfs-, Bau- und Bestandsvermessung bei diesem Projekt durchzuführen.

Es wurde in diesem Artikel bewusst auf geodätische Kenngrößen verzichtet, um verstärkt auf die Rahmenbedingungen des Geodäten im Berufsalltag hinzuweisen.

Norbert Rösch

Der Abakus, eine frühe Rechenhilfe

Während der Abakus in vielen Ländern Asiens und Osteuropas teilweise heute noch verwendet wird, spielt er in West- und Mitteleuropa eher eine untergeordnete Rolle. In unserem Kulturkreis ist er vor allem durch den Einsatz in der Vor- und Grundschule bekannt, wo er im Wesentlichen dazu verwendet wird, Größenverhältnisse von Zahlen anschaulich darzustellen. So geht es im Rahmen dieser elementaren Mathematik beispielsweise darum, den Zusammenhang von acht ist großer als fünf oder sechs ist zwei mal drei darzustellen. In diesem Sinne wird der Abakus z. T. auch in der Anfangsphase zur Behandlung der Dyskalkulie (Rechenschwache) eingesetzt.

Die vorgenannten Verwendungsmöglichkeiten haben selbstverständlich ihre Berechtigung, machen aber vom tatsachlich vorhandenen Potenzial des Abakus nur teilweise Gebrauch. Bevor aber auf die sehr viel weiter reichenden Möglichkeiten des Abakus eingegangen wird, soll zunächst ein kurzer Blick auf dessen Geschichte geworfen werden.

Heiko Weist

Vermessungstechnische Begleitung des Rückbaus von 300 m hohen Schornsteinen in den Kraftwerken der VEG AG

In den 70er Jahren bis Anfang der 80er Jahre wurden die Schornsteine mit dem Aufbau der Großkraftwerke in Jänschwalde und Boxberg errichtet. Der Einbau von modernen Rauchgasentschwefelungsanlagen Mitte der 90er Jahre bzw. die Stilllegung einzelner Blöcke machen diese Schornsteine überflüssig. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum laufenden Kraftwerksbetrieb und Anlagen kommt nur ein Abtragen der einzelnen Schornsteine von oben nach unten in Frage. Der Abbruch der Schornsteine von +300 m bis auf ca. +50 m erfolgt mittels des weltweit einzigartigen Spezialabbruchkomplexes SAK 30. Der Rest bis +0 m wird mit herkömmlichen Technologien abgebrochen.