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Führung durch die Sonderausstellung 500 Jahre Mercator

Termin:  24.05.2012 18:00 Uhr
Ort: Hansastr. 3, Dortmund

 

Eine starke Gruppe des VDV-Bezirks Essen nutzte am 24. Mai 2012 die Gelegenheit, auf Einladung des Bezirksvorsitzenden Friedrich Koch an einer interessanten Veranstaltung teilzunehmen. Das Ziel lag diesmal in der Nachbarstadt Dortmund. Unter dem Titel: „500 Jahre Gerhard Mercator. Vom Weltbild der Renaissance zum Kartenbild der Moderne“ fand im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in der Hansastraße 3, eine Sonderausstellung des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e.V. statt.

 

Die gemeinsame Anreise mit der DB verlief optimal, so dass sich die Teilnehmergruppe entspannt auf die fachkundige Führung durch die Historikerin Dörte Hilda Rotthauwe M.A. konzentrieren konnte.

 

Gerhard Mercator war mehr als „nur“ ein „Gott der Kartografie“, er war ein Universalgenie, das als Mathematiker, Geograph, Philosoph, Theologe und Kartograf bereits zu Lebzeiten als der Ptolemäus seiner Zeit angesehen wurde.

Vor 500 Jahren erblickte er am 5. März 1512 in der Grafschaft Flandern als Gerard de Kremer das Licht der Welt. Nicht nur Dank einer Latinisierung des Namens wurde später aus dem kleinen Kremer der große Gerardus Mercator (hier trifft das geflügelte Wort „Nomen est omen“ offenbar den Nagel auf den Kopf). Nach Studium und Promotion an der Universität Löwen betrieb er Forschungen in Theologie, Philosophie und Mathematik.

 

Der für Mercator charakteristische Bezug zwischen Theorie und Praxis und sein besonderes Interesse für Kartografie und Vermessung führten dazu, dass er in der Werkstatt eines gewissen „Gemma Frisius“ Globen, Karten und Vermessungsinstrumente entwickelte und herstellte.

Die hervorragenden Qualitäten als Instrumentenbauer belegt das Bild 1. Es zeigt ein von Mercator gefertigtes Astrolabium.

 

Die von Mercator entwickelte und nach ihm benannte Projektion mit Abbildung der dreidimensionalen Erde auf zweidimensionalen, navigierbaren (winkeltreuen) Karten, war seinerzeit für die Seefahrt revolutionär und ist auch in Zeiten des GPS noch von großem Nutzen.

 

Dass Mercator nur relativ wenige Daten für seine Karten durch eigene Messungen gewann, überraschte zwar einige Teilnehmer, belegt aber mit Blick auf die zunehmende Bedeutung der Geoinformation und nicht zuletzt auch auf die von Usern im Internet freiwillig hinterlassenen gewaltigen Datenmengen, dass der eigentliche Wert von Informationen häufig erst durch die Schaffung nützlicher Produkte erschlossen wird.

 

In diesem Sinne haben auch die Leitsätze von Werner Kullik, dem Leiter des Essener Amtes für Geoinformation, Vermessung und Kataster Gültigkeit. So resultierte die Entwicklung des 3D Stadtmodells aus der Frage „Wie kann ich den besten Nutzen (aus den verfügbaren Daten) erwirtschaften?“

 

Beflügelt wurde Mercators Arbeit von einer Reformwelle des Buchdruckes, die zu einem bisher nicht gekannten Informationsfluss führte, den er geschickt sowohl als Daten-Quelle als auch zur Verbreitung seiner Karten nutzte.

Dass sich ein bedeutender Renaissance-Gelehrter, der auch noch der Reformation nahe stand, auf Konfliktkurs mit der katholischen Kirche bewegte, ist systembedingt. Etwas skurril mutet es aber an, was letztlich die Inquisition auf den Plan rief. Stein des Anstoßes war die Darstellung des magnetischen Erdpols auf einer Weltkarte, siehe Bild 2.

 

Die katholische Kirche wollte zwar die magnetischen Eigenschaften der Erde nicht leugnen, bestand aber auf einer außerirdischen Deutung. Mercator wurde deshalb 1544 wegen „Lutherey“ = Ketzerei, verhaftet und musste mehrere Monate im Gefängnis verbringen. Dieses Erlebnis trug sicherlich wesentlich dazu bei, die Einladung des Herzogs „Wilhelm der Reiche“ anzunehmen und nach Duisburg umzusiedeln (was die Duisburger verständlicherweise auch heute noch sehr zu schätzen wissen). In den folgenden Jahren lehrte Mercator hier und schuf den bedeutendsten Teil seines Lebenswerkes als Landmesser, Kartograph und Instrumentenbauer. So entwickelte er in Duisburg auch den Atlas, eine Sammlung von Karten, deren Randbereiche aufeinander abgestimmt waren. Dieses Werk konnte erst kurz nach Mercators Tod (+1594) durch dessen Sohn fertig gestellt werden.

Alle Teilnehmer waren sich zum Ende der ausgezeichneten Führung einig, dass es eine gelungene Veranstaltung war, die in einer gemütlichen Runde bei schönstem Kaiserwetter einen angemessenen Ausklang fand.