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UAV Befliegung im/am Steinbruch Silberberg der Fa. Lhoist Germany, Rheinkalk GmbH

Termin:  04.11.2016 14:00 Uhr
Ort: Wülfrath

Der VDV-Bezirk Wuppertal hat zu einer höchst interessanten Veranstaltung eingeladen, was auch an Hand der großen Teilnehmeranzahl erkennbar war. Am 04.11.16 traf man sich auf dem Werksgelände der Fa. Lhoist Germany, Rheinkalk GmbH (kurz "Fa. Rheinkalk GmbH") in Wülfrath, Werk Flandersbach, um eine UAV-Befliegung mit anschließender Auswertung live mitzuerleben. Das Thema "UAV" kurz nach der INTERGEO 2016 und der Steinbruch der Fa. Rheinkalk GmbH waren das absolute Zugpferd dieser Veranstaltung. Es nahmen 33 interessierte Kolleginnen und Kollegen aus insgesamt 6 (!!)  VDV-Bezirken des Landesverbandes NRW an dieser Veranstaltung teil. Diese Kooperation darf (...oder besser MUSS) weiter gelebt werden.

Die Fa. Rheinkalk GmbH ist die Deutsche Unternehmung der Lhoist Gruppe, dem weltgrößten Hersteller von Kalk- und Dolomit-Erzeugnissen. Das Kalkwerk Flandersbach ist das größte Kalkwerk Europas.
Unsere Gruppe wurde durch den VDV Kollegen Herrn Hans-Joachim Czerwonka und Herrn Joachim Koch (beide Studium an der FH Bergbau in Bochum, Vorgänger der TH Georg Agricola) herzlich in Empfang genommen. Im Besprechungsraum wurde uns die Fa. Rheinkalk GmbH und das hier zugehörende Abraumgelände mit der Gewinnungsmethode und Weiterverarbeitung vorgestellt. Unser Referent Paul Sterzik von der Fa. Leica Geosystems GmbH (Sales Manager UAV) und gleichzeitig Fachgruppenleiter (FG 7) "Scan- und Bildmesstechniken" im BILDUNGSWERK VDV, stellte uns eingangs das selbstständig fliegende UAV, den Aibot X6 und das zugehörende Missionsplanungsprogramm Aibotix AiProFlight vor, mit dem im Vorfeld die vorgeplanten Wegeflugpunkte der Flugroute konzipiert wurden. Die Planung wurde uns nochmals vorgeführt und wirkte professionell und relativ einfach zu handhaben. Die Flugparameter wie z.B. Fluggeschwindigkeit, Flugrichtung, Flughöhe, Abstand der Auslösepositionen und die Überlappung waren schnell und übersichtlich einzustellen. Eine Transformation war nicht angedacht, so dass auch keine Passpunkte in der Örtlichkeit markiert werden mussten.
Wegen der jahreszeitlich frühen Dunkelheit sind wir dann recht zügig zu dem nahegelegenen Steinbruch Silberberg gefahren, der am 15.08.2008 in Betrieb genommen wurde und mit ca. 80 ha Größe für mindestens 40 Jahre die Zukunft des Werks sicherstellen soll.

Hier wurde das Equipment zusammengestellt, die Flugroute vom Laptop zum Aibot X6 übertragen und zusätzlich ein Aibotix Ai DLVP auf einem Stativ aufgestellt. Hier können die Livebilder direkt an einem 10'' Monitor in bester HD-Qualität eingesehen werden. Für die Erstellung der Bilder wurde eine Kamera Sony COOLPIX A (Brennweite 18,5mm, Auflösung 4928 x 3264) verwendet. Die vorgeplante Flugroute musste einmal wegen eines Akkuwechsels unterbrochen werden. Für das Gesamtergebnis stellte dies kein Problem dar; die Flugroute konnte nahtlos abgearbeitet werden, da der AibotX6 exakt an der letzten Position neu ansetzte. Das Problem der Akkuleistung tritt immer noch auf, wird aber durch genügend aufgeladene mitgebrachte Ersatzakkus kompensiert. Die anschließende Auswertung der ca. 20-minütigen Befliegung wurde in dem nahegelegenen Restaurant "Kleine Schweiz" auch live vorgeführt.

Während das Programm Agisoft die georeferenzierten Bilder zu einer Textur für das Orthophoto, beziehungsweise für das 3D Modell automatisiert bearbeitete, wurde von Paul Sterzik die 2010 mit Hauptsitz in Kassel gegründet Fa. Aibotix GmbH vorgestellt. Relativ schnell wurde die Fa. Aibotix im Jahr 2014 von der Hexagon Group - dem weltgrößten Vermessungstechnik-Hersteller - aus Schweden übernommen und in die Schweizer Leica-Gruppe integriert.

Das Ergebnis der Auswertung von ca. 140 Bildern in maximal 15 Minuten war ein photogrammetrisches 3D-Modell, mit dem weitere Auswertungen durchgeführt werden können. Die Möglichkeiten der Modellbearbeitung wurden uns erläutert.

Die Fa. Rheinkalk GmbH lässt z. B. in kurzen Zeitabständen ihre Steinbrüche befliegen, um die Daten als Beweissicherungsmessung immer vorrätig zu haben. Es ist dabei nicht immer notwendig, zu jeder Befliegung eine Auswertung durchzuführen, da jede Auswertung eine Menge an Daten liefert. Auf Dauer gesehen ist das ein zu erwartendes Speicherproblem. Es findet bei der Fa. Rheinkalk eine Auswertung statt, wenn es als notwendig erachtet wird.

Der gesamte Arbeitsprozess von der Planung bis zum fertigen 3D-Modell konnte hier sehr gut verfolgt werden und gab einen hoch professionellen Eindruck über ein modernes geodätisches Verfahren. Das System überzeugte uns "Landvermesser" vollends, da es selbst auf dem Laptop (keine HighEnd Maschine) keine Aussetzer produzierte.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde auch versucht, die schon komplizierte Gesetzeslage zu durchleuchten. Dazu verweise ich auf weitere Ausführungen und hervorragende Recherchen von Rolf Bull im VDVmagazin 6/15.

Grundsätzlich ist aber von einer stetig steigenden Anzahl von UAV´s weltweit auszugehen. In Deutschland gibt es laut Schätzung der Deutschen Flugsicherung zurzeit ca. 400.000 Fluggeräte. Bei dieser hohen Anzahl und den vielen Fast-Unfallmeldungen wird es eine Regulierung geben müssen, die z. B. eine Registrierung der UAV´s vorsieht und einen „Drohnenführerschein“ vorschreibt. Mittlerweile hat der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Herr Alexander Dobrindt, einen Entwurf "Verordnung zur Regelung des Betriebs von unbemannten Fluggeräten" vorgelegt, der in der Ressortabstimmung auch schon abgeschlossen ist. Die Frage lautet, wann diese Verordnung rechtskräftig wird und welche Änderungen sie bringt.

Nach der regen Diskussion wurden im kleinen Kreis die Bezirksmitglieder Kurt Oswald für 40-jährige und Martin Krämer für 25-jährige Verbandstreue vom Ehrenvorsitzenden des VDV-Bezirks Wuppertal, Herrn Heiko Krohm, mit den entsprechenden Urkunden und Nadeln ausgezeichnet.