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Fachveranstaltung und Mitgliederversammlung 2009

Termin:  18.09.2009 15:00 Uhr
Ort: Tagebau Schleenhain, Informationszentrum

Tagebau Schleenhain – Braunkohleförderung im Südraum von Leipzig

 

Am 18.09.2009 fand die Mitgliederversammlung des Bezirkes Leipzig - Westsachsen in Verbindung mit der Fachveranstaltung Tagebau Schleenhain statt. Im Tagebau Vereinigtes Schleenhain konnte die Delegation eine moderne Braunkohleförderung im Tagebauverfahren, in der GPS-unterstützte Laserscanning durchgeführt wird, hautnah erleben. Im Anschluss fand die satzungsgemäße Mitgliederversammlung des Bezirkes mit Neuwahlen des Vorstandes statt.

 

Schon lange hatte der Vorstand des VDV Bezirkes Leipzig das für den Bezirk Leipzig stets aktuelle Thema Braunkohleförderung im Tagebauverfahren als Fachveranstaltung im Gespräch. Nun sollte es endlich soweit sein. Die wieder anstehende Mitgliederversammlung des Bezirkes führte mit der jährlichen Fachveranstaltung nun in den Tagebau Vereinigtes Schleenhain.

Seit über hundert Jahren wird in der Region das begehrte braune Gold gefördert und als Energiequelle genutzt oder veredelt. Die Gemeinde Schleenhain war eine bis 1967 bestehende Dorfgemeinde des Kreises Borna im Bezirk Leipzig, die der Braunkohlegewinnung weichen musste. Das Abbaugebiet umfasst die großen Tagebaulöcher Profen, Peres und Schleenhain. Der Tagbau Profen liegt zum Großteil in Sachsen-Anhalt und bedient mit seiner geförderten Braunkohle das Kraftwerk Schkopau. Die drei bis Mitte der neunziger Jahre eigenständigen Tagebaue Peres, Schleenhain und Groitzscher Dreieck wurden zum vereinigten Tagebau Schleenhain nach Inbetriebnahme im Jahr 1999 des neuen modernen Kraftwerkes Lippendorf zusammengeführt. Nur die Bundesstraße B 176 trennt die Tagebaue noch örtlich. Technisch sind sie schon lange mittels einer Förderanlage und eines Tunnelsystems miteinander verbunden. Von der bis Mitte der neunziger Jahre vorhandenen Transportmöglichkeit via Schmalspureisenbahn, die als größte europäische Schmalspureisenbahnanlage galt, ist heute nichts mehr vorhanden. Der Transport wurde vollständig auf Bandförderanlagen umgestellt.

Bekannt dürfte der Tagebau heute für die Abbaggerung der Gemeinde Heuersdorf und deren notwendige Umsiedlung der Bewohner sein. Spektakulär in den Medien erwähnt wurde die Umsiedlung der Emmauskirche von Heuersdorf an ihren derzeitigen Standort in Borna. Sicherlich liefert die zu gewinnende Braunkohle Ein- und Auskommen und Energie für viele Menschen, aber es bedeutet auch den Verlust der Heimat. Für Nichtbetroffene gibt es sicherlich keine Vorstellungskraft was dieser Verlust für die Menschen bedeutet. Kein materieller Ersatz kann diesen Verlust ausgleichen. Dennoch ist die Entscheidung abschließend vollzogen worden und die letzten Bewohner haben den Ort bereist verlassen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die Bagger die letzten Häuser von Heuersdorf erreichen.

In dem Vortrag - GPS/Scanner auf Großfahrzeugen zur Abraumplanung und -/ermittlung bis hin zum GIS konnte Herr Rayk Bauer - verantwortlichen Marktscheider für den Tagebau - auch den Einsatz modernster Vermessungstechnik der Delegation erläutern. Mittlerweile sind im Tagebau über 15 GPS-Empfänger in Verbindung mit Laserscanner im Einsatz, um die Abbaggerung der über der Kohle liegenden Gesteinsschichten und vor allem die Wiederablagerung der Schuttmaßen lage- und höhenmäßig zu koordinieren. Interessant war die Vorstellungskraft, welche Datenmenge hier bewältigt werden muss.

Im Anschluss konnte die Delegation einen Eindruck des Tagebaus mittels einer zweistündigen Rundfahrt auf einem Mannschaftswagen bis hinunter zur Braunkohleförderung erhalten. Immer wieder konnte man die Fahrt an interessanten Stellen, wie der Bunker- und Bereitstellungsanlage der geförderten Braunkohle für das Kraftwerk Lippendorf, am Förderband und Übergang zum Kraftwerk, an markanten Aussichtspunkten, einer Bandverteileranlage und eben auch an den tiefsten Stellen der Braunkohleförderung und ihren gigantischen Schaufelbagger unterbrechen. Man konnte sogar die Kohle in die Hand und eventuell als Andenken mit nach Hause nehmen. Die MIBRAG kann diesen kleinen Verlust sicherlich leicht verschmerzen anhand von ca. 9-11 Mio. Tonnen jährlicher Kohleförderung. Vielen Dank für diese interessante Begehung.

Im Übrigen produziert der Tagebau Vereinigtes Schleenhain fast ausschließlich die Braunkohle aus seinem Tagebau für die Stromerzeugung und Energiegewinnung im Naubaukraftwerk Lippendorf. Der Bezirksvorstand ist sich jetzt schon sicher, für das Jahr 2010 als Folgeveranstaltung eine Besichtigung des Kraftwerkes Lippendorf vornehmen zu wollen. Alle Mitglieder sind hierzu recht herzlich eingeladen und können sicher sein, eine weiterhin interessante und nicht alltägliche Fachveranstaltung erleben zu können.

 

Im Anschluss an die Fachveranstaltung traf sich die Delegation zum obligatorischen Stammtisch im Wirtshaus Zum Kastanienhof in Lobstädt. Im Vorfeld fand die satzungsgemäß durchzuführende ordentliche Mitgliederversammlung des Bezirkes statt. Der Vorsitzende veröffentlichte seinen Rechenschaftsbericht, der gesamte Bezirks-Vorstand wurde entlastet und trat zur Wiederwahl an. Relativ schnell und mit einem eindeutigen weil einstimmigen Wahlergebnis, konnte der Vorstand bestätigt werden. Hierzu meinen Glückwunsch an die jeweiligen Amtsträger.

Bei gutbürgerlicher Küche konnte über das Erlebte am Vermesserstammtisch noch philosophiert werden. Eine gelungene Veranstaltung nahm dann sein Ende.

 

 

 

Dipl.-Ing. (FH) Rainer Kießling