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GOLDENES LOT 2015 für Prof. Dr. Hans Fröhlich

Prof. Dr. Hans Fröhlich, Ingenieur, Hochschullehrer und Geodät, ist am 02. Oktober 2015  in Köln mit dem GOLDENEN LOT geehrt worden. Der VDV zeichne damit einen Wissenschaftler aus, der sein Leben auf die Geodäsie in all ihren Facetten ausgerichtet habe und dessen Name weit über Fachkreise hinaus bekannt sei, sagte Wilfried Grunau, Präsident des VDV.

Die Fachbücher von Prof. Fröhlich hätten so manchem Studenten schwierige Themenkomplexe praxisnah und verständlich nahegebracht, seine Vorträge seien lehrreich und unterhaltsam zugleich; die von Professor Fröhlich durchgeführten Schulungen und Fortbildungsveranstaltungen seien aufgrund ihrer Praxisnähe außerordentlich beliebt und haben nahezu „Kultcharakter“, so der Laudator und Vorjahrespreisträger Prof. Dr. Klaus Grewe.

Einem breiten Publikum bekannt wurde Prof. Fröhlich insbesondere durch seine authentische Hommage auf den Vermessungsdirigenten der königlich preußischen Landesaufnahme, Hauptmann Bendemann. Basierend auf dem Erkundungstagebuch sowie privaten Aufzeichnungen hat Hans Fröhlich die Reisen und Arbeiten des Hauptmannes aus dem vorletzten Jahrhundert nachvollzogen und äußerst medienwirksam dargestellt. Letztlich schlüpfte Dr. Fröhlich in sogar in die Rolle des Hauptmann Bendemann. Unvergleichlich sind auch Fröhlich’s Forschungen und Dokumentationen zum Thema „Landesvermessung auf dem Bierdeckel“. In fünf Bänden erläutert Fröhlich nicht nur für Fachleute den Zusammenhang von 200 Jahre Landesvermessung und Brauereien.

In diesem Jahr ist das GOLDENE LOT zum 26. Mal verliehen worden. Seit 1990 wird diese Ehrung an Persönlichkeiten verliehen, die sich direkt oder in erweitertem Sinne um die Geodäsie bzw. das Ingenieurwesen verdient gemacht haben. Die Verleihung dieser höchsten Ehrung des VDV ist mittlerweile ein gesellschaftliches Ereignis höchsten Ranges mit beachtlicher Außenwirkung. Die Liste der bisherigen Preisträger liest sich wie das Who is Who. Zu den Lotträgern gehören hochrangige Politiker (z.B. Joachim Gauck), namhafte Wissenschaftler (z.B. Ulf Merbold), berühmte Künstler (z.B. Bernhard Hoëcker) und andere Personen des öffentlichen Lebens (z.B. Arved Fuchs), von denen nicht wenige regelmäßig wiederkehrend an den jährlichen Preisverleihungen teilnehmen und in lockerer Runde über ihre aktuellen Aktivitäten berichten.

"Vor diesem Hintergrund reiht sich Prof. Hans Fröhlich in besonderer Weise in die Reihe der bisherigen Preisträger ein. Sein herausragendes fachliches wie auch und medienwirksames Engagement ist außer­gewöhnlich und gleichermaßen vorbildhaft", lobte VDV-Präsident Wilfried Grunau den neuen Lotträger.

Rede des VDV-Präsidenten Wilfried Grunau

Max Weber, einer der Gründerväter der deutschen Soziologe, hat in seinem Aufsatz „Wissenschaft als Beruf“ festgestellt, dass es „prinzipiell keine geheimnisvollen unberechenbaren Mächte gäbe, …dass man vielmehr alle Dinge – im Prinzip – durch Berechnen beherrschen könne[1]. Und für diesen Tatbestand hat Weber einen wirkungsmächtigen Begriff eingeführt, nämlich den der „Entzauberung der Welt“. Eine Begrifflichkeit, die meines Erachtens – natürlich nicht im Sinne der dialektischen Aufklärung von Adorno oder Horkheimer – sondern ganz konkret die Lehrtätigkeit, die Publikationen und das berufliche Schaffen des diesjährigen Preisträgers für das GOLDENE LOT, Professor Dr. Hans Fröhlich, beschreibt.

Lehren, so wie er es versteht, bedeutet demnach nicht, die Köpfe der Studierenden mit Wissen vollzustopfen, sondern insbesondere die Flamme der Neugier in ihnen zu entzünden und so den Geheimissen des Wissens, im konkreten Falle denen der Geodäsie, auf die Spur zu kommen.

Aber lassen Sie mich ein wenig ausholen: Anfang der 1980er Jahre entdeckte der amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt eine „Marktnische“, die helfen sollte, sich nicht in der „beängstigenden Welt der Masseninformationen“ zu verlieren. Sein Such- und Findungssystem brachte er auf den Punkt: „Megatrends“ sollten Wirtschaft und Gesellschaft auf Bestzeiten einstimmen. Aber: Naisbitt generalisierte gnadenlos und konzentrierte sich in seinen Trendanalysen nur auf das, was die Welt hören wollte, nicht aber das, was wirklich geschah. Einer der Gründe war, dass das Datenmaterial damals einfach noch nicht in der unvorstellbaren Masse vorlag wie heute. Gleichwohl hatte die Idee der Megatrends etwas Bestechendes[2].

Heute, 30 Jahre später, wissen wir aus eigener Anschauung von der Macht der großen Daten, wissen wir vom stetig zunehmenden Einfluss der digitalen Technologien auf unsere Gesellschaft und wir wissen, wie Megatrends entstehen. Nicht zuletzt wird in Big Data großes wirtschaftliches Potenzial gesehen; Daten gelten vielen denn auch als wichtigster Rohstoff des 21. Jahrhunderts.

Die Schlussmeldung der diesjährigen INTERGEO® betitelte das – berufsständisch gesehen – ganz in unserem Sinne mit der Headline „Geoinformation ist international die Sprache der Entscheider“[3]. Eigentlich eine super Ausgangsposition für uns Geodäten.

Aber ob sich die hohen Erwartungen an die digitale Transformation wirklich erfüllen, hängt davon ab, wie wir die positive Dynamik nutzen werden. Von der Verantwortung ganz zu schweigen. Zum einen lassen sich Datensammlungen natürlich nutzen, um in der "4.0-Welt" Prozesse, Produkte, Energie- oder Verkehrsströme optimal zu steuern. Zum anderen wird es aber schwierig, sobald personenbezogene Daten ins Spiel kommen.

Immer schicksalhafter durchdringt Big Data die Zivilgesellschaft. Nutzer von Smartphones und Co. erzeugen zahllose Fotos, Texte, Audio- und Videodateien. Sensoren, getarnt als modische Armbanduhren, vermessen ihre Träger vom Herzschlag bis zur chemischen Zusammensetzung ihrer Schweißsekretion beim Sport. Alltagsgegenständen wie beispielsweise T-Shirts heften wir die Fähigkeit zur digitalen Partizipation am „Internet der Dinge“ sprichwörtlich an, indem wir sie mit Bluetooth- oder RFID-Stickern bekleben, damit sie kabellos und unterbrechungsfrei an die Cloud melden können, wann und wie oft sie wohin bewegt werden – vom Kunden, der Verkäuferin oder einfach nur einem Windhauch. Sinnvoll oder nicht: Mit dem Ziel der Optimierung in Echtzeit wird alles überwachbar, quantifizierbar, kontrollierbar gemacht[4].

Inwiefern lassen auch anonymisierte Daten Rückschlüsse auf ihre Urheber zu? Wem gehören die Daten? Welche Begehrlichkeiten werden geweckt? Der Anspruch an uns Geodäten ist angesichts der auf georeferenzierbaren Daten beruhenden Entscheidungsprozesse ausgesprochen hoch. Big Data ist zu einem DER Megatrends und Innovationsthemen überhaupt geworden.

Tatsächlich sind unsere persönlichen Daten, erhoben für geringe Gegenleistung, die Ursache sagenhafter Umsätze und Gewinne global agierender Internetgiganten. Doch die algorithmische Behandlung des Menschen verstößt gegen die Menschenwürde[5]. Im Zusammenhang mit der datenmäßigen Analyse des Menschen hielt das Bundesverfassungsgericht schon 1969 fest: „Mit der Menschenwürde wäre es nicht zu vereinbaren, (…) den Menschen (…) in seiner ganzen Persönlichkeit zu registrieren und zu katalogisieren, sei es auch in der Anonymität einer statistischen Erhebung, und ihn damit wie eine Sache zu behandeln, die einer Bestandsaufnahme in jeder Beziehung zugänglich ist.“[6]

Wer sieht, wie sehr Internet und Smartphone unser Leben in den letzten zehn Jahren verändert haben, wer sieht, mit welcher atemberaubenden Geschwindigkeit allein unsere fachlichen Methoden und Werkzeuge sich in letzter Zeit geändert haben, der kann eigentlich nicht glauben, dass unser Berufsfeld in 50 Jahren noch so aussieht wie heute.

Die Herausforderungen an unseren gemeinsamen Berufsstand sind da schon enorm: es geht um die Verdeutlichung unserer geodätischen Expertise UND Verantwortung gegenüber Politik und Gesellschaft, es geht um die Anwendung und Nutzung von Daten und anspruchsvollen Technologien und es geht letztlich auch um den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Themen, die uns alle bewegen und die wir nur gemeinsam und verbändeübergreifend angehen können. Die Aktivitäten der Interessengemeinschaft Geodäsie seien hier als äußerst beispielgebend positiv erwähnt.

Für unsere berufliche Qualifizierung als Ingenieure der Zukunft brauchen wir aber nicht nur Fachwissen, sondern auch Kreativität. Hinter dieser Formulierung steckt natürlich kein Weichmacher, sondern gemeint ist damit die Herausforderung einer knallharten Problemlösungskompetenz. Wir alle wissen, dass Daten erst dann zu Informationen werden, wenn sie mit einer Bedeutung verknüpft sind. Wer aber in der Lage ist, Informationen in einem größeren Zusammenhang zu sehen, der kann kreativ Probleme lösen und entstehende Megatrends bereits sehr frühzeitig erkennen und nutzen.

Weiter innovativ sein und nicht stehen zu bleiben, ist eine große Herausforderung, für die wir kluge, innovative Köpfe und Vorbilder brauchen, die den nachkommenden Generationen das Nach- und insbesondere aber auch das Vor-Denken lehren.

Der neue Preisträger des GOLDENEN LOTES ist so ein Vorbild: Professor Fröhlich ist Ingenieur, Hochschullehrer und Geodät und er hat diese Funktionalitäten äußerst gekonnt in seinem beruflichen Schaffen umgesetzt. Lehren, so wie unser Preisträger es versteht, bedeutet eben nicht, die Köpfe der Studierenden mit Daten vollzustopfen, sondern insbesondere die Flamme der Neugier in ihnen zu entzünden und so den Geheimissen des Wissens auf die Spur zu kommen.

Der VDV zeichnet in diesem Jahr mit Professor Dr. Hans Fröhlich einen Wissenschaftler aus, der sein Leben auf die Geodäsie in all ihren Facetten ausgerichtet hat und dessen Name weit über Fachkreise hinaus bekannt ist. Seine Fachbücher haben so manchem Studenten schwierige Themenkomplexe praxisnah und verständlich nahegebracht, seine Vorträge sind lehrreich und unterhaltsam zugleich und auch Fröhlich’s authentische Hommage auf den Vermessungsdirigenten der königlich preußischen Landesaufnahme, Hauptmann Bendemann, ist unvergleichlich.

Jetzt mag sich der eine oder andere fragen, wie denn der Hauptmann Bendemann oder auch die von Fröhlich publizierte „Landesvermessung auf dem Bierdeckel“ in meine vorherigen Ausführungen einzupassen ist. Nun, zurückkommend auf Max Webers „Entzauberung der Welt“ möchte ich an dieser Stelle den Romantiker und Bergbauingenieur Friedrich Freiherr von Hardenberg, besser bekannt als Novalis zitieren:

„Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es. Ohne vollendetes Selbstverständnis wird man andere nie wahrhaft verstehen lernen.“

Und vor diesem Hintergrund reiht sich Professor Hans Fröhlich in besonderer Weise in die Reihe der bisherigen Preisträger ein.

Herzlichen Glückwunsch zum GOLDENEN LOT 2015!


  1. [1] Weber, Max, Gesamtausgabe, Bd. 17
  2. [2] Opaschowski, Horst W., APuZ 31-32/2015, S. 42
  3. [3] Pressemeldung HINTE GmbH v. 17.09.2015
  4. [4] Hofstetter, Yvone, APuZ 11-12/2015, S. 33
  5. [5] Hofstetter, Y., ebd.
  6. [6] BVerfG, 16.07.1969 - 1 BvL 19/63

Dankesrede Prof. Dr. Fröhlich

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich möchte mich zunächst ganz herzlich beim VDV bedanken, der mich hier und heute mit dem Goldenen Lot 2015 auszeichnet und mich in die lange Liste der Lotträger einreiht – eine Ehrung von der ich nicht zu träumen gewagt hätte. Professor Grewe hat hierfür in seiner Laudatio so manches  geodätische Lob über mich ausgesprochen, das ich so nicht erwartet hätte. Da er von mir ja vieles weiß, aber nicht alles wissen kann, möchte ich 3 Themen ansprechen, die das Bild über meine Person im Fachlichen, im Charakter und hinsichtlich meiner Vergangenheit abrunden.

Das Fachliche

Schon als Schüler lernte ich das Lot kennen, als ich mir als Messgehilfe bei einem Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur im Sauerland mein Taschengeld aufbesserte:

  • Staffelmessung mit Messband im geneigten Gelände,
  • zentrisches Aufstellen von Stativen  oder
  • Orthogonalaufnahme mit dem Pentagon-Prisma.

Als ich dann 1985 an die Universität Gesamthochschule Essen kam, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass selbst Studienanfänger mit abgeschlossener Lehre nur wenig Gespür für das „handling“ z.B. auch mit dem Schnurlot hatten. Die wussten ja noch nicht einmal, dass ein Schnurlot mit Knoten in der Schnur ein kaputtes Lot ist! Und so entschloss ich mich, mein praktisches Wissen im Fundamentalwerk der Geodäsie, den Vermessungstechnischen Handgriffen, zu Papier zu bringen.

Von diesem Unterfangen bekam ein Bonner Professor Kenntnis, den ich zwar namentlich nicht nennen möchte, aber bei dessen Namen so mancher ehemalige Student heute noch Albträume bekommt; und da er vorher auch an der Ingenieurschule in Essen unterrichtete, kann Rolf Bull da noch ein Lied von singen. Er bat darum, sich das Manuskript einmal ansehen zu dürfen – fand ich nicht schlecht, kann ja nicht schaden. Ich ließ mich, nichts Böses ahnend, darauf ein. Schon sehr bald erhielt ich Antwort: Wenn man ein solches Werk schreibt, sollte man doch erst einmal nachweisen, warum das Lot lotrecht hängt. Da stand ich nun mit meinem kläglichen Wissen über Gravitationskraft und Fliehkraft! Kurz um, ich bat eine mir bekannte, kurz vor dem Diplom-Examen stehende und von besagtem Professor ausgebildete Studentin, um Hilfe. Zwei Tage später erschien sie mit einer Liste von Kräften, die auf das Lot einwirken, formelmäßig in Tensor-Schreibweise, schon wieder ein böhmisches Dorf für den Landmesser aus dem Sauerland. Was tun? Kurzum, ich entschied, im Fundamentalwerk der Geodäsie auf die Beschreibung aller auf das Lot wirkenden Kräfte zu verzichten – Das Lot hängt lotrecht! Und so halten sich schon seit 30 Jahren die Leser an die von mir beschriebenen Handgriffe, und bis jetzt hat es wie schon früher reibungslos funktioniert. Eben halt ein Fundamentalwerk und ein Bestseller noch dazu.

Der Charakter

Professor Grewe erwähnte bereits meine 5-bändige Abhandlung über „Die Landesvermessung auf dem Bierdeckel“. Die Rückseite eines Bierdeckels der Rothaus-Brauerei in Baden-Württemberg zierte die schneebedeckte Kuppe des Feldberges im Schwarzwald einschließlich des dortigen Aussichtsturmes. Nun war mir bekannt, dass auf dem Feldberggipfel der General Baeyer in den 1860er-70er Jahren für seine Mittel-Europäische Gradmessung einen Vermessungspfeiler positioniert hatte. Als ich nun persönlich dort oben ankam, war der Aussichtsturm einschließlich des Vermessungspfeilers wegen eines hohen Bauzaunes nicht zugänglich. Bewaffnet mit einer Digitalkamera kletterte ich über den Zaun, die umstehenden Wanderer schüttelten den Kopf, und ging zielstrebig zum Pfeiler mit der Inschrift

Station Feldberg …“, fotografierte alles und kehrte zurück im guten Glauben, zu Hause am PC alles lesen zu können. Dem war leider nicht so. Der Stein war so bemoost, dass nur noch einige Ziffern zu erraten waren. Was tun? Auf dem Feldberg gibt es eine Station des Deutschen Wetterdienstes, die auch eine E-Mail-Adresse hat. Ich schickte mein Foto dorthin, mit der freundlichen Bitte, wenn einer der Wetterfrösche sich mal in der Mittagspause die Beine vertritt, möchte er bitte die fehlenden Angaben in meinem Foto ergänzen. Drei Tage später war alles klar, es handelte sich um die Breiten- und Längenangaben sowie die Höhenangabe.

Ein Jahr später war ich wieder auf dem Feldberggipfel – Der Bauzaun war entfernt und ich konnte dem Pfeiler nun legitim meine Aufwartung machen.

Zunächst erstaunte ich: Mein GPS-Empfänger zeigte die geographische Länge mit 8 Grad an, auf dem Pfeiler stand 5 Grad. Nun muss man wissen, dass sich die 5 Grad auf den Nullmeridian von Paris beziehen und 8 Grad auf Greenwich.

Auf einmal tritt aus dem Aussichtsturm ein Mann mit einer großen Kartenrolle unter dem Arm und kommt langsam auf mich zu. „Guten Tag Herr Fröhlich“ begrüßt er mich. Ich, völlig perplex, grüße zurück und frage ihn, woher er mich denn kenne. Seine Antwort: „Es gibt in Deutschland nur einen Bekloppten, der sich für diesen Stein interessiert!“ Dann ging´s gemeinsam ab in die Wetterwarte.

Die Vergangenheit

In allen meinen 5 Bänden über die Landesvermessung auf dem Bierdeckel bringe ich mich mit einem Bild ein. Für den Bierband Bayern fand ich im Familienalbum folgendes Bild: Ein kleiner Knirps von 5 Jahren lehnt 1952 an einem hölzernen, stativähnlichen Gerüst auf dem Wallberggipfel am Tegernsee. Bei diesem Bild habe ich mir Jahrzehnte lang nichts gedacht. Doch nun erwachte meine Neugier. Somit schickte ich das Bild zum Bayerischen Landesvermessungsamt mit der freundlichen Bitte zu prüfen, ob im Jahre 1952 auf dem Wallberg eine Triangulation stattgefunden hat. Tatsächlich war dem so, denn man schickte mir ein Bild, das einen Theodolit auf der Tischplatte des Gerüstes zeigte. Man könnte nun sagen, dass die Berührung dieses Gerüstes wegweisend für meine berufliche Laufbahn in der Landesvermessung war und ich im Jahre 2012 mein 60-jähriges Dienstjubiläum feiern konnte.

Aber man sollte nicht zu tief in der Vergangenheit rumstöbern. Es könnten auch mal unangenehme Tatsachen ans Tageslicht rücken. Und so war es denn auch. Mit besagtem Bild kam auch die Kopie  eines Auszuges aus der Triangulationsakte mit folgendem Wortlaut:

„Die Beobachtungen von 1952 auf dem Wallberg konnten zur Koordinierung des TP Rottach-Egern leider nicht verwendet werden, da das eigens dafür errichtete Beobachtungsgerüst vermutlich von einem preußischen Sommergast (ca. 5 Jahre alt) mutwillig aus seiner zentrischen Verankerung gelöst wurde.“

Meine sehr geehrten Damen und Herren: Das ist verjährt!

Vor diesem Hintergrund packt der inzwischen gealterte preußische Sommergast das Goldene Lot in seinen Rucksack und wünscht Ihnen noch einen unterhaltsamen, feucht und insbesondere fröhlichen Abend.

Vom Preisträger des Goldenen Lotes 2015: "So weit das Auge reicht: Aussichtstürme im Sauerland und Siegerland."

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1. Strophe des Türmerliedes)

Diese Worte haben Professor Dr. Hans Fröhlich als Autor, geborenen Sauerländer, studierten Vermessungsingenieur und Professor für Landesvermessung an der Hochschule Bochum motiviert, eine Bestandsaufnahme der historischen und aktuellen Aussichtstürme im Sauerland und Siegerland zu erstellen. Das Ergebnis: 89 Türme, die in Wort und Bild vorgestellt werden und so zu manchem Wochenendausflug mit Einkehrmöglichkeiten anregen – ein unentbehrlicher Begleiter für alle Wanderfreunde nicht nur auf dem Rothaarsteig, dem Höhenflug oder der Sauerland-Waldroute. 

So weit das Auge reicht: Aussichtstürme im Sauerland und Siegerland.

Bildbandformat 17 x 24,5 cm, 204 Seiten, komplett farbig 24,90 € ISBN-Nr. 978-3-943681-06-2, WOLL-Verlag